Luthers Erfurter Aufenthalte

Nach erfolgreichem Schulbesuch in Mansfeld, Magdeburg und Eisenach ließ sich der 17jährige Martin Luther Anfang Mai 1501 als "Martinus Ludher ex Mansfelt" für das Sommersemester 1501 in die Erfurter Universitätsmatrikel eintragen.

Blick auf das mittelalterliche Gebäude der Universität.
Foto: Portal der Alten Universität Erfurt. Für das Sommersemester 1501 ließ sich Luther in die Erfurter Universitätsmatrikel eintragen.

Der Eintrag ist vermutlich der älteste schriftliche Beleg aus dem Leben Luthers. Man nimmt an, dass er während seines Studiums in Erfurt in der Georgenburse an der Lehmannsbrücke wohnte.

Als Student in Erfurt

Luther ist zwischen 1501 und 1505 Student der Sieben Freien Künste an der Artistenfakultät, in dieser Zeit besucht er wahrscheinlich auch die Michaeliskirche, die für die Studenten der Sieben Freien Künste Universitätskirche war.

Bereits im September 1502 legte er das Baccalaureats-Examen ab, 1505 schließt er das Grundstudium ab und wird zum Magister Artium promoviert. Anschließend - im Zeitraum Mai bis Juni 1505 - besucht er Vorlesungen in der Juristenschule.

Während eines Gewitters am 2. Juli 1505 bei Stotternheim gelobt Luther in Todesangst, Mönch zu werden.

Im Vordergrund eine Fachwerkwand mit kleinem Gitterfenster und heruntergelassener Kette in der Türöffnung. Im Hintergrund kleiner Raum, weiß gestrichen, mit dicken Wänden.
Foto: Augustinerkloster Erfurt, Lutherzelle. Am 17. Juli 1505 war Luther als Novize in das Eremitenkloster eingetreten. Foto: © Tourismus Gesellschaft Erfurt, Foto: Barbara Neumann

Folgerichtig tritt er als Novize am 17. Juli 1505 in das Erfurter Augustinereremitenkloster ein, wo er seine theologische Ausbildung beginnt.

Zum Diakon wird er am 27. Februar des Jahres 1507 geweiht, im selben Jahr, am 3. bzw. 4. April 1507, hat Johannes Bonemilch von Laasphe den Augustinermönch – wahrscheinlich in der Kilianskapelle am Erfurter Dom – zum Priester geweiht. Die Primiz feiert er in der Augustiner-Klosterkirche.

Zwei Kirchen, blauer Himmel im Hintergrund.
Foto: Katholischer Dom und St. Severi. Wahrscheinlich fand die Priesterweihe in der Kilianskapelle statt. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Vorlesungen am Dom

1507 bis 1511 besucht Martin Luther theologische Vorlesungen im Dom zu Erfurt, im April 1508 ist er bereits dritter Lektor des Generalstudiums. Für das Wintersemester 1508/1509 wird  er an die Universität Wittenberg geschickt. Nach Abschluss des ersten theologischen Grades "Baccalaureus biblicus" hält Martin Luther im Herbst 1509 im Auditorium Coelicum, einem repräsentativen Vorlesungsraum des Erfurter Domes, seine bedeutende Sentenzen-Vorlesung. Daraufhin erfolgt die Ernennung zum "Baccalaureus sententiarius".

1510 wird Martin Luther zum baccalaureus formatus promoviert. 1510/1511 hält er sich auf einer Romreise auf, kehrt von dort im März 1511 noch einmal nach Erfurt zurück und verlässt die Stadt im Sommer 1511 endgültig zugunsten von Wittenberg. 1512 erhält er in Wittenberg die Doktorwürde.

Blick durch eine Gasse auf die Kirche
Foto: Michaeliskirche Erfurt. Hier predigte Luther am 21. Oktober 1521

Nach Erfurt kommt er später noch mehrmals, doch stets nur für kurze Zeit. So spricht er beispielsweise am 9. Mai 1518 mit seinem Erfurter Lehrer, dem bedeutenden scholastischen Gelehrten und Rektor, Jodocus Trutfetter.

Luther - Der Prediger, der Reformator

Im April 1521 hält sich der Reformator auf seinem Wege nach Worms drei Tage in der Stadt auf - am 7. April predigt er in der überfüllten Augustinerkirche, später, am 21. Oktober, in der Michaeliskirche.

Ein Jahr später, am 22. Oktober des Jahres 1522, predigte er in der Kaufmannskirche.

Auch 1529 führt der Weg des Reformators auf der Reise vom Marburger Religionsgespräch über Erfurt, bei dieser Gelegenheit predigt er in der Franziskanerkirche (Barfüßerkirche) aus dem Johannesevangelium.

Letztmals hält sich der Reformator 1537 und 1540 in der Stadt auf.

Erfurt war Druckort der Luther-Schriften

Auch als Druckort der Luther-Schriften ist die Stadt zu nennen, so veröffentlicht Mathes Maler beispielsweise 1524 das "Erfurter Enchiridion".

Fazit: Tiefe Prägung an der Universität

Der zehnjährige Aufenthalt in Erfurt zwischen 1501 und 1511 hat Luther tief geprägt. Die Erfurter Universität nannte er später: mater mea [...], cui [...] honorem debeo (meine Mutter, der ich Ehrerbietung schulde).