742 – 852 | Urkunden geben Auskunft – Anfänge auf historischem Boden

Die erste schriftliche Erwähnung der Siedlung „Erphesfurt“ erfolgt 742. In spätkarolingischer Zeit ist Erfurt ein wichtiger Handelsplatz an der Ostgrenze des Ostfränkischen Reiches und Pfalzort.

Inhaltsverzeichnis

8. Jahrhundert

742

(Frühjahr/Sommer) Erste schriftliche Erwähnung von „Erphesfurt“. Der Missions-Erzbischof Bonifatius bittet den Papst Zacharias in einem Brief um die Bestätigung der von ihm gegründeten Bischofssitze und der von ihm geweihten Bischöfe: „Und wir bitten und begehren, dass jene drei Orte (oppida sive urbes), in denen wir sie eingesetzt haben, durch Urkunden kraft Eurer Autorität bestätigt und gesichert werden. Einen dieser Bischofssitze haben wir errichtet in dem Kastell (in castello), welches Würzburg heißt, den zweiten an dem Platz (in oppido), welcher Büraburg genannt wird, den dritten in dem Ort, (in loco) welcher Erphesfurt heißt, der schon vor Zeiten eine befestigte Siedlung (urbs) heidnischer Bauern gewesen ist...“

743

(1. April) Der Papst Zacharias bestätigt in seinem Antwortschreiben die drei Bischofssitze unter Übernahme der von Bonifatius verwandten Charakterisierung der Orte.

Zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts

Gründung des Domes (Marienkirche) auf dem Domhügel.

Weitere historische Ereignisse der Domgeschichte: 1153 Einsturz der Kirche. Bereits im folgenden Jahr Beginn eines Neubaus als Pfeilerbasilika. 1201 Fertigstellung des Südturmes und 1237 des Nordturmes. 1283 Erwähnung der „Kavaten“. Um 1320/30 Erweiterung der Unterbauten und Verlängerung des Chores. Um 1330 Errichtung des „Triangel-Portals“. 1349 bis 1370 Chorneubau. 1452 Einsturz des Langhauses. 1455 bis 1465 Neubau des Langhauses. 1472 Brand und Neubau der Mittelturmspitze. 1717 Zerstörung und Ersatz der Turmhelme. 1828 bis 1873 Umbauarbeiten und Veränderung des Langhausdaches und der Turmspitzen. Seit 1965 umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen und Umbau des Langhausdaches. In den folgenden Jahren Sanierung der Außenhaut und Restaurierung der Chorfenster.

747

Das von Bonifatius 741 oder 742 gegründete Bistum Erfurt wird wahrscheinlich in diesem Jahre aufgehoben und geht im Mainzer Bistumssprengel auf; das Bistum Mainz ist ab 782 endgültig Erzbistum. Auch nach der Vereinigung bleibt Erfurt der kirchliche Mittelpunkt Thüringens. Da die kirchliche Oberhoheit des Erzbistums Mainz engere Beziehungen zu dem wirtschaftlich weiter fortgeschrittenen Rhein-Main-Gebiet mit sich bringt, wirkt sich die Zusammenlegung fördernd aus. Die Siedlung Erfurt gewinnt mit dem Erstarken der fränkischen Reichsgewalt seit der Mitte des 8. Jahrhunderts weiter an Bedeutung und entwickelt sich zum politischen und kulturellen Zentrum Thüringens.
 

9. Jahrhundert

802

Graf Wernher beurkundet „ad Erfesfurt in palatio publico“. Dadurch wird eine Königspfalz belegt, die sich wohl auf dem Petersberg befand und in der, im Auftrage Karls des Großen, ein Graf seinen Sitz hat. Die Urkunde verfügt zugunsten des Klosters Hersfeld. Doch das Aufgebot der in der Urkunde genannten Großen gilt vor allem der Aufzeichnung der lex Angliorum et Werinorum hoc est Thuringorum. Der König hat bei seinen zeitweiligen Aufenthalten in Erfurt seinen Sitz auf dem Petersberg.

805

Karl der Große erklärt Erfurt im Diedenhofener Kapitular zu einem der Grenzhandelsplätze an der Ostgrenze des damaligen Frankenreiches: „Die Kaufleute, die das Gebiet der Slawen und der Awaren besuchen, sollen in Sachsen mit ihren Waren nur vordringen bis Bardowieck, wo Hredi (als Königsbote) die Aufsicht führen soll, bis Magdeburg, wo Aito die Aufsicht hat, und bis Erfurt, wo Madalgaudus die Aufsicht führt“. Sie hatten auch darüber zu wachen, dass die aus dem Westen kommenden Fernhändler den Slawen und den Awaren keine Waffen verkauften. Erfurt liegt an einer alten Heer- und Handelsstraße, die aus dem Rhein-Main-Gebiet über Frankfurt und Hersfeld ins Innere Thüringens führt und ab dem Hochmittelalter Kaufleute ostwärts über Leipzig in die Lausitz und nach Schlesien führt.

836

Überführung der Reliquien des Heiligen Severus von Ravenna nach Erfurt. In diesem Zusammenhang erste Erwähnung einer Kapelle des Benediktiner-Nonnenklosters St. Paul am Ort der heutigen Severi-Kirche auf dem Domhügel.
Weitere Historie der Kirche: 1080 Brand der Kirche und des Klosters. Errichtung eines zweichorigen Baus, der 1121 von den regulierten Augustiner-Chorherren übernommen wird. Verlegung des Nonnenklosters auf den Cyriaksberg. Ab 1278 Neubau nach Baufälligkeit. Um 1308 Weihe der Ostseite des Querschiffes und um 1400 Fertigstellung der Wölbung. 1472 Vernichtung des Langhausdaches und Wiederaufbau als hohes Walmdach über fünf Schiffen und Errichtung der Turmhalle. 1875 Abbruch des Kreuzganges. 1980 und in den folgenden Jahren Restaurierung des Inneren der Severi-Kirche.

843

Mit dem Vertrag von Verdun erfolgt die offizielle Teilung des fränkischen Großreiches, mit der die Entwicklung des ostfränkisch-deutschen Reiches eingeleitet wird. Thüringen und das Königtum erlangen zunehmend an Gewicht. Erfurts regionale Vorrangstellung erhöht sich, es wird ein bevorzugter Aufenthaltsort der Könige und Kaiser sowie ein wichtiger Stützpunkt unmittelbarer Königsherrschaft im Hinblick auf Thüringen und das Reich.

852

Der König des Ostfrankenreiches, Ludwig der Deutsche, hält in Erfurt einen Hoftag ab. Er steht im Zusammenhang mit der vom ostfränkischen Adel aufgenommenen Expansion gegenüber der Elbslawen. Mit seinem Heer zwingt Ludwig der Deutsche die Sorben erneut unter ostfränkische Tributpflicht.