Geschichte der Leitstelle 1990 bis 2000

Neue Perspektiven

Im Mai 1991 wird die erste automatische Brandmeldeanlage in einem Baumarkt (Sondershäuser Straße) in Erfurt in Betrieb genommen. Seit dem wurden stetig weitere Objekte aufgeschaltet. In welches Objekt eine Brandmeldeanlage eingebaut werden muss, wird im Baugenehmigungsverfahren für Sonderbauten bestimmt. Inzwischen sind nahezu 500 Objekte mit Brandmeldeanlage in der Zentralen Leitstelle Erfurt aufgeschaltet.

Mit Beginn der 1990er Jahre wurden auch immer wieder Veränderungen an der bestehenden Technik vorgenommen. Den sich verändernden Möglichkeiten in der Kommunikation musste Rechnung getragen werden. Auch werden die Arbeitsbedingungen der Disponenten nicht aus dem Auge verloren. Das Dienstsystem orientierte sich zu dieser Zeit noch an dem der Wachabteilungen, die in der Leitstelle eingesetzten zwei Kollegen der diensthabenden Schicht versahen ihren Dienst für 24 Stunden und wechselten sich gegenseitig ab.

Es kommt zusammen …

Im Dezember 1993 wird die Leitstelle der ehemaligen Schnellen Medizinischen Hilfe (SMH), beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes in der Mühlhäuser Straße, in den Komplex der Berufsfeuerwehr am Juri-Gagarin-Ring 112 verlagert. Damit entstand eine Zentrale Leitstelle für den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz.

Zuvor erfolgten umfangreiche Umbauten an der Leitstellentechnik und den Funktionsmöbeln. Eine neue Telefonanlage wurde eingebaut und die Alarmierungstechnik wurde erneuert. Die Übergabe der neuen Technik erfolgte bereits am 28.7.1993. Doch erst mit der Fertigstellung des Gleichwellenfunknetzes im Mittelthüringen konnte nun auch der Rettungsdienst in der gemeinsamen Leitstelle bearbeitet werden. Der symbolische Knopfdruck zur Freischaltung der Gleichwelle fand am 9.12.1993 durch den damaligen Dezernenten statt.

In der Zeitung war zu lesen:

Feuerwehr und Rettungswesen der Stadt und des Landkreises Erfurt verfügen seit kurzem über eine moderne Gleichwellenanlage. Es ist die erste Funkanlage dieser Art, die in Thüringen in Betrieb genommen wurde. Die 500.000 DM-Investition wurde zu 80 Prozent vom Land Thüringen und zu 20 Prozent von der Stadt Erfurt finanziert und sorgt für einen wesentliche Verbesserung der Funkversorgung, vor allem in den Bereichen Autobahn A4, Molsdorfer Senke, Bischleben, Möbisburg, Kleinfahner und Witterda. Mit der neuen Anlage wird ebenfalls eine zuverlässige Alarmierung der Freiwilligen Feuerwehr des Landkreises über Meldeempfänger möglich.

Doch noch war es notwendig die Einsätze im Papierjournal zu führen. Die verschiedenen Arten von Einsätzen wie Brand oder Hilfeleistung wurden durch unterschiedliche Farben im Tagebuch gekennzeichnet. Alle Eintragungen mussten mit der für jeden Einsatz neu zu vergebenden Einsatznummer versehen werden. Dadurch waren eine zeitliche Kontinuität und die Zuordnung der Informationen gewährleistet.
Im Bereich Rettungsdienst etablierte sich ein Klebezettelverfahren, so dass an allen besetzten Plätzen die Notrufe entgegen genommen werden konnten, ein Mitarbeiter aber ständig den Überblick über die im Einsatz befindlichen Rettungsmittel behielt. Dazu wurden die Hilfeersuchen auf einen vorgedruckten selbstklebenden Zettel geschrieben und in das Einsatzbuch eingeklebt. Dieses Verfahren wurde bis 2003 für die Bearbeitung im Bereich Rettungsdienst fortgeführt.

Immer mehr Aufgaben

Mittlerweile wurde es notwendig, um die immer umfangreicher werdenden Aufgaben zu bewältigen besonders geschultes Personal mit der Arbeit in der Leitstelle zu betrauen. Ein immer höher werdendes Aufkommen an Rettungsdiensteinsätzen musste bewältigt werden. Die von der SMH-Leitstelle übernommenen Kolleginnen sollten personelle Unterstützung bekommen. Seit Anfang der 1990er Jahre wurden auch bei der Feuerwehr Kollegen für den Rettungsdienst qualifiziert. Aus diesen Pool und interessierten Mitarbeitern wurden weitere Disponenten für die Arbeit in der Zentralen Leitstelle gewonnen. Das Dienstsystem wurde auf einen 12-Stunden-Rhythmus angepasst, ein eigenständiges Sachgebiet Leitstelle wurde geschaffen.

Alles neu im Mai

Am 1. Mai 1996 zog die Leitstelle in das Gefahrenschutzzentrum in der St.-Florian-Straße ein. Wieder wurde auch dieser Schritt mit Investitionen in die Funktionalität und Verfügbarkeit begleitet. Nun verfügte die Leitstelle auch über mehr Platz, die Arbeitsbedingungen verbesserten sich.

Eine computergestützte Einsatzführung wurde für den Bereich Feuerwehr beschafft. Mit dem Einsatzleitprogramm auf Unix-Basis wurden fortan die Einsätze erfasst. Für die Überleitung zur Alarmierung der einzusetzenden Kräfte und Mittel musste immer noch der Disponent sorgen.
Die Übernahme auf die Disposition von Einsätzen des Rettungsdienstes scheiterte damals an der Bedienbarkeit des Programms. Die Einsätze des Rettungsdienstes mussten nach wie vor mit dem Stift auf Papier nachgewiesen werden.

Doch immer mehr hielt auch die Moderne Einzug durch Personalcomputer die weitere Informationen für die Disposition von Einsätzen zur Verfügung stellten. Es mussten nun nicht mehr dicke Aktenordner gefüllt, sondern wichtige Dokumente konnten elektronisch zur Verfügung gestellt werden.

Weitere Veränderungen

Seit dem 5.7.1996 übernimmt die Zentrale Leitstelle Erfurt auch die Notrufabfrage und Einsatzlenkung im nördlich an die Stadt Erfurt angrenzenden Landkreis Sömmerda. Durch einen öffentlich-rechtlichen Vertrag wurden die Aufgaben an die Leitstelle übertragen. Nunmehr ist die Leitstelle für eine Gebiet von 1073,3 qkm und nahezu 280000 Einwohner zuständig.

Ab diesem Zeitpunkt wurde es notwendig weitere Kollegen in das Team Leitstelle zu integrieren. Einige objektive Fragestellungen machten es notwendig den Dienstrhythmus zu hinterfragen. Eine Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit der Ausarbeitung eines Dienstmodells für einen 24-Stunden-Dienst. Erklärtes Ziel war es den Dienst in der Leitstelle in seiner Attraktivität zu erhöhen und sozial zu gestalten. Es ist den Kollegen gelungen ein auch heute noch in den Grundzügen tragfähiges Modell auszuarbeiten. Seit Mitte der 90er Jahre arbeiten die Schichten der Zentralen Leitstelle Erfurt im 24-Stunden-Dienst. Dabei wird zwischen Dienst am Notruf und Bereitschaftszeit gewechselt. In der Bereitschaftszeit sind die Kollegen jederzeit dienstbereit auf Fahrzeugen der Feuerwehr, als Besatzung eines Rettungswagens im Löschzug oder auch als Führungsgehilfe des Einsatzleitdienstes der Feuerwehr Erfurt oder des Leitenden Notarztes bei Großschadenslagen. Damit wird auch weiterhin der Bezug zur Praxis für die Disponenten gewährleistet.

Die Leitstelle bereitet sich vor

1999 war das bestimmende Thema die Jahrtausendwende und die Angst vor einem Ausfall der Computer im Übergang vom 20. zum 21. Jahrhundert. Umfangreiche Tests und Ausfallszenarios wurden im Laufe dieses Jahres durchgespielt. Computerprogramme auf ihre Lauffähigkeit über den Jahrtausendwechsel hin geprüft. Die Zentrale Leitstelle war auf den Wechsel vorbereitet.