Artikelreihe zum Stadtumbau - Nr. 8

12.07.2005 00:00

Strategie für den Stadtumbau in der Gesamtstadt

In den letzten Beiträgen haben Sie erfahren, dass für den Stadtumbau in Innenstadtgebieten deutlich andere Handlungsansätze in Frage kommen als in den Großsiedlungen. Wenn man nun für die gesamte Stadt ein Konzept zum Stadtumbau aufstellen möchte, wie bekommt man dann diese unterschiedlichen Ansätze "unter einen Hut?"

Um sich dem Thema zu nähern, ist es hilfreich, den Sonderfall der Großsiedlungen zunächst beiseite zu lassen. Für die Überlegungen ist vor allem die Einsicht wichtig, dass ein ausgeglichener Wohnungsmarkt über die gesamte Stadt langfristig wohl nicht mehr erreichbar ist. Deshalb bringt es auf Dauer nichts, so viele Wohnungen wie möglich abzureißen und zu hoffen, dass dadurch der Rest der Stadt wieder ins Gleichgewicht kommt. Also kann Stadtumbau nur zum Ziel haben, möglichst viele von den Teilgebieten zu stabilisieren, die von Leerständen betroffen sind, in denen aber für die Zukunft eine ausreichende Nachfrage zu erwarten ist. Nur mit einer solchen "Konsolidierung" durch entsprechende Aufwertungsmaßnahmen wird die Stadt für alle Bevölkerungsschichten als attraktiver Wohnstandort erhalten und weiter gestärkt. Dafür müssen die Gebiete identifiziert werden, in denen tatsächlich mit einer ausreichenden Nachfrage zu rechnen ist.

Angesichts knapper Kassen sollte jede Maßnahme der Stadt grundsätzlich einen möglichst hohen Nutzen für den Stadtumbau insgesamt haben, ganz gleich, ob es sich um Aufwertung, Modernisierung, Nachnutzung oder Rückbau handelt und in welchen Gebieten sie stattfinden soll. Dieses Eingreifen der Stadt wird beim Stadtumbau "Intervention" genannt. Eine Intervention sollte stets zum Ziel haben, ein Gebiet zu stabilisieren und attraktiver zu machen. Ist dies auf Dauer nicht zu erwarten, sind die eingesetzten Fördermittel letztlich wirkungslos.

Die Fördermittel für den Stadtumbau sollten also vorrangig auf die Aufwertung aller konsolidierbaren Gebiete, sowohl in der Altstadt und den Gründerzeitgebieten, als auch in den Großsiedlungen konzentriert werden. Dabei muss man natürlich darauf achten, dass die für die ganze Stadt wichtigen Stadtteile bevorzugt berücksichtigt werden. Die gegenwärtig stabilen Gebiete müssen weiter beobachtet werden. Solange sich keine negative Entwicklung abzeichnet, sind hier aber keine vorsorglichen Aufwertungsmaßnahmen notwendig.

In den Gebieten, in denen trotz Aufwertung keine ansteigende Nachfrage oder Stabilisierung zu erwarten ist, könnte man nur der ohnehin erfolgenden natürlichen Schrumpfung durch Rückbau vorgreifen. Das kostet auf Dauer viel Geld und bringt vergleichsweise wenig Verbesserungen für die Gesamtstadt mit sich. Nur dort, wo sich daraus ein tatsächlicher Nutzen für angrenzende konsolidierbare Gebiete ergibt, sind Fördermittel für einen Rückbau langfristig gut angelegt. Wo dies nicht der Fall ist, müsste der Schrumpfungsprozess natürlich so begleitet werden, dass auch diesen Gebieten ein zwar langsamerer, aber verträglicher Übergang in eine langfristig veränderte Struktur ermöglicht wird. Demnach müsste man sich in einigen Bereichen der Stadt an Leerstände in gewissem Umfang gewöhnen müssen. Das ist in vielen Ländern Europas ein ganz normaler Zustand, der sich auf Lebensqualität und Funktionsfähigkeit der Städte insgesamt kaum auswirkt.

Im letzten Beitrag hatten wir die Frage aufgeworfen, dass deutlich nach 2020 auch manche der heute nachgefragten Gebiete wieder Einwohner verlieren könnten. Wäre es dann nicht sinnvoll, auch eine Konsolidierung der Stadtteile zu unterlassen, die heute noch nachgefragt sind? Je nach dem, wie weit man in die Zukunft blickt, müsste man dann die Hände in den Schoß legen und würde damit einen Rückgang an Attraktivität der Stadt insgesamt in Kauf nehmen. Daraus wird deutlich: Man kann eine Stadt nicht mit Blick auf eine ferne Zukunft schon jetzt kleiner machen, wie sie die in ihr lebenden Menschen heute brauchen.

Im nächsten Artikel werden wir Ihnen erläutern, welche Auswirkungen der Stadtumbau auf die Infrastruktur in den Stadtteilen hat, also auf Kindergärten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, aber auch auf die Ver- und Entsorgungssysteme.