Vom Frauenwahlrecht zur Geschlechterdemokratie – Herausforderungen für die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern

15.07.2009 13:17

Zu diesem Thema finden am 16. Juli 2009, 19 Uhr im Wittumspalais Weimar Vortrag und Podiumsdiskussion mit Uta Kletzing, Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft, Birgit Adamek, Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte der Stadt Erfurt und Carmen Zakrzewski, Mitglied des Präsidiums des Deutschen Frauenring statt. 

Vor 90 Jahren wurde mit der Weimarer Verfassung das Frauenwahlrecht in Deutschland erstmals eingeführt. Bei der Gründung der Bundesrepublik vor 60 Jahren setzten vier Frauen durch, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau in das Grundgesetz aufgenommen wurde, und in der DDR galt es als selbstverständlich, dass Frauen gleichberechtigt am Erwerbsleben teilnahmen.

Gleichwohl haben Wahlrecht und rechtliche Gleichstellung nicht automatisch eine tatsächliche Gleichstellung von Frauen im politischen und gesellschaftlichen Leben zur Folge gehabt. Bis heute sind Frauen in Deutschland in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft unterrepräsentiert und werden für gleiche Leistungen meist deutlich schlechter entlohnt. Woran liegt es, dass nach 90 Jahren frauenpolitischer Bemühungen in Deutschland immer noch keine vollständige Gleichstellung der Geschlechter in der politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Praxis erreicht ist? Was muss sich ändern, damit Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen gleichberechtigt mitwirken können? Und was kann und muss gesellschaftspolitische Bildung in diesem Kontext leisten?

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe " Herausforderungen der Demokratie", die im Kontext der Ausstellung "Weimar 1919 – Chancen einer Republik" aktuelle Themen demokratischer Partizipation diskutiert. Die Referentinnen des Abends beleuchten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln:

Uta Kletzing, Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft EAF Berlin, Projektleiterin FrauenMachtKommune
Birgit Adamek, Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte der Stadt Erfurt und Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Gleichstellungsbeauftragter Thüringens
Carmen Zakrzewski, Mitglied des Präsidiums und Vorsitzende des Landesverbandes Hamburg des Deutschen Frauenring

Programm

14:00 Uhr  Weimar weiblich
Stadtführung auf den Spuren berühmter Frauen mit Dr. Ulrike Müller, Weimar (Treffpunkt vor dem Deutschen Nationaltheater)

16:30 Uhr  Stadtmuseum Weimar
Führung durch die Ausstellung "Weimar 1919 – Chancen einer Republik"

19:00 Uhr  Wittumspalais
Vortrag Uta Kletzing und anschließende Podiumsdiskussion

Stadtrundgang Weimar weiblich 
Wussten Sie eigentlich, dass Corona Schröter die erste Vertonung von Goethes "Erlkönig" schuf, Charlotte von Stein satirische Tragödien und Komödien verfasste und dafür sogar Honorare erhielt, Christiane Vulpius als junge Frau in der Blumenfabrik der Caroline Bertuch arbeitete, Caroline Herder ihren Mann in Darmstadt per Heiratsantrag eroberte und später den Weimarer Damen am Küchentisch Horoskope legte oder dass Johanna Schopenhauer, während Napoleons Soldaten plündernd durch die Stadt zogen, in Weimar den ersten demokratischen Salon eröffnete?  Dieses und vieles mehr erfahren Sie auf diesem Rundgang durch die Europäische Kulturstadt Weimar. Dr. Ulrike Müller, Literaturwissenschaftlerin und Musikerin, zeigt Ihnen vergessene Stätten der einst blühenden Salonkultur, plaudert mit Ihnen über die Welt von damals und macht Sie auch mit Weimarer Frauenpersönlichkeiten von heute bekannt (siehe auch www.weimar-weiblich.de).

Ausstellung "Weimar 1919 – Chancen einer Republik

Am 7. Februar 1919 trat in Weimar die Verfassunggebende Versammlung zusammen. Als erste weibliche Abgeordnete ergriff am 19. Februar 1919  Marie Juchacz das Wort. Nachdem ihre Anrede "Meine Damen und Herren” damals noch für Heiterkeit gesorgt hatte, unterstrich Juchacz die Selbstverständlichkeit ihrer Anwesenheit im Parlament: "Es ist das erste Mal, dass in Deutschland die Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf. (…) Ich möchte hier feststellen und glaube damit im Einverständnis vieler zu sprechen, dass wir deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig sind. Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.” Die Ausstellung im Stadtmuseum Weimar dokumentiert das Wirken von Marie Juchacz und anderer weiblicher Abgeordneter und die Hintergründe, Folgen und auch Enttäuschungen des Frauenwahlrechts in einem eigenen Ausstellungsteil.

Das Wittumspalais und Anna Amalia

Seit dem Regierungsantritt Carl Augusts 1775 diente das im Stadtzentrum gelegene Wittumspalais seiner Mutter, Herzogin Anna Amalia, bis zu ihrem Tod 1807 als Witwensitz. Das Palais enthält Wohn- und Repräsentationsräume des ausgehenden 18. Jahrhunderts mit einem klassizistischem Festsaal und dem so genannten Tafelrunden-Zimmer. Zu Anna Amalias berühmt gewordenen Tafelrunde trafen sich ab 1775 regelmäßig die "Großen der Geistesgeschichte" zum lebhaften Gedankenaustausch über Fragen der Kunst, Musik, Literatur und Theater. Unter ihnen befanden sich Goethe, Herder, Wieland, von Seckendorff und Knebel.

Kontakt

"Laboratorium Demokratie – Weimar 2009/2019"
Weimar-Jena-Akademie,
Jakobstraße 10, 99423 Weimar
Tel. 03643-495574, Fax 770637

Deutscher Frauenring
Brandenburgische Straße 22, 10707 Berlin
Tel. 030-88718493, Fax 030-88718494

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