Ein Jahrtausend Elfenbein

25.06.2011 08:00

Heute wird 16 Uhr im Angermuseum die Ausstellung "Ein Jahrtausend Elfenbein vom 5. bis 15. Jahrhundert" eröffnet. Zu sehen sind kostbare Prachteinbände und Reliefs, Tragaltäre, Diptychen, Reliquienkästchen und vieles mehr. Alle Objekte stammen aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt, das derzeit sanierungs- und umbaubedingt geschlossen ist und deshalb einen seiner wertvollsten Schätze temporär auch in Thüringen zeigen kann.

Angemuseum Elfenbein

Die einzigartige Sammlung verdankt sich dem Kenntnisreichtum und erlesenen Kunstgeschmack des manischen Sammlers Baron von Hüpsch (1730-1805), der ab 1755 in Köln ansässig war und den Landgrafen von Hessen-Darmstadt zu dessen Überraschung testamentarisch zum Universalerben seines Kunst- und Naturalienkabinetts einsetzte. Die meisten der in Erfurt gezeigten Elfenbeine stammen aus seiner Sammlung. Überwiegend am Niederrhein und im Maasland zusammengetragen, gehen die Beispiele doch weit über die Zentren Aachen/Lüttich und Köln hinaus, sie reichen von Paris, Flandern, Lothringen, England, die Niederlande, Mailand und Venedig bis zum Rom des Ostens, bis nach Byzanz. Es handelt sich fast durchweg um sakrale Bildwerke der christlichen Kunst, die im Katalog auf Grundlage neuer Forschungsergebnisse vollständig publiziert sind. Im 125. Jahr seines Bestehens vergegenwärtigt das Angermuseum die europäischen Dimensionen einer Kunstform, die seit Jahrtausenden Bestandteil vieler Weltkulturen ist.

Die umfangreichste Bestandsgruppe zeigt Kölner Walrosszahnschnitzereien und Werke der sogenannten Großen Kölner Beinschnitzerwerkstatt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Dass neben diesen zahlreichen Zeugnissen der Kölner Romanik auch spätantike, byzantinische, karolingische und ottonische sowie gotische Elfenbeine in künstlerisch ebenso herausragenden wie charakteristischen Beispielen vertreten sind, macht die Darmstädter Elfenbeinsammlung zu einer der weltweit bedeutendsten ihrer Art. Die 58 in Erfurt gezeigten Werke vermitteln einen gültigen Überblick über die Entwicklung dieser Gattung vom 5. bis 15. Jahrhundert.