Bleibt Kirchenkunst im Museum verstehbar? Raffaels Sixtinische Madonna und die Lesbarkeit des Sinnes

09.09.2011 08:00

Am Dienstag, den 13.09.2011 um 17 Uhr referiert Priv.-Doz. Dr. Peter Stephan (Freiburg/Br.) zum Thema: Bleibt Kirchenkunst im Museum verstehbar? Raffaels Sixtinische Madonna und die Lesbarkeit des Sinnes

Ein großer Teil religiöser Kunst, der früher in Kirchen Verwendung fand (vom Altarbild bis zum Weihrauchfass) befindet sich heute im Museum. Dort sind diese Werke meist besseren konservatorischen Verhältnissen ausgesetzt und sie sind für die breite Öffentlichkeit auch zugänglicher als am ursprünglichen Standort. Doch die kirchlich geprägte, einst leuchtende und gemeinverständliche Spiritualität zahlloser Beispiele von "Kirchenkunst" ist dem heutigen Museumsbesucher oft dunkel bis zur Unwahrnehmbarkeit.  

So ist die Frage berechtigt, wieweit die museale, vom ursprünglichen Zweck abgelöste Präsentation die Kunstwerke noch im ursprünglichen Sinne verstehbar bleiben lässt - oder ob die Lösung aus ihrem gedanklichen und funktionalen Herkunftszusammenhang nicht zu Missverständnissen führt und zu modernen Fehldeutungen einlädt, oft sogar die Selbstaussage der Bilder und ihren Sachgehalt schlichtweg zum Verstummen bringt. Man kann sich in manchen Fällen sogar fragen, ob nicht aufgeklärte Fürsten und Bürgertum im 18. und 19. Jahrhundert die zunehmende Verbringung (nicht selten geraubter) religiöser Kunstwerke in die damals neu aufkommenden Museen aktiv benutzten, um "Weltkunst" höchsten Anspruchs von der Deutungsverbindlichkeit ihres Ursprungs zu trennen und das sichtbarste Medium kirchlicher Verkündigung aus deren Sinnzusammenhängen zu lösen. Dem entspricht, dass Kunst- und Kulturhistoriker bis heute versuchen, der Kirche jede (auch theologische) Deutungshoheit über ihre eigene Kunst abzusprechen - etwa indem sie deren ästhetisch-künstlerischen Wert von vornherein über den theologischen und spirituellen Gehalt stellen. Beides hängt aber aufs Engste zusammen.  

An kaum einem anderen Beispiel lassen sich diese Fragen so erhellend, gewinnbringend und mit überraschenden Resultaten diskutieren wie an Raffaels berühmtestem Werk: der "Sixtinischen Madonna", die in der Dresdner Galerie Alte Meister  anlässlich des Papstbesuchs in Deutschland erstmals zusammen mit Raffaels "Madonna di Foligno" aus den Vatikanischen Sammlungen gezeigt wird.
Der Eintritt ist frei.

Öffnungszeiten:
Di - So 10 - 18 Uhr
Ab 17 Uhr sowie am ersten Samstag im Monat ist der Eintritt frei.