Mittelalterliche Mikwe eröffnet

05.09.2011 18:37

Gestern eröffnete die museale Präsentation der mittelalterlichen Mikwe hinter der Krämerbrücke erstmals ihre Pforten. Auf einen Festakt in der Kleinen Synagoge folgten Führungen in das Ritualbad, die von rund 500 Erfurterinnen und Erfurtern wahrgenommen wurden.

Foto: Eröffnung mit Oberbürgermeister Andreas Bausewein, Staatssekretär Thomas Deufel, dem Baubeigeordneten Ingo Mlejnek, Kulturdirektor Tobias J. Knoblich sowie Dr. Sven Ostritz vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (v.r.n.l.). Foto: © Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung

Eröffnung mit Oberbürgermeister Andreas Bausewein, Staatssekretär Thomas Deufel, dem Baubeigeordneten Ingo Mlejnek, Kulturdirektor Tobias J. Knoblich sowie Dr. Sven Ostritz vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (v.r.n.l.).

2007 entdeckten Archäologen des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie die mittelalterliche Mikwe. Das Ritualbad stammt aus dem 13. Jahrhundert. Ein älteres Mauerstück vor der Südwand weist auf einen Vorgängerbau hin, den die Gemeinde wahrscheinlich im 12. Jahrhundert errichtete. 

Um ihre baulichen Überreste zu sichern und vor Witterungseinflüssen zu schützen, begann die Stadt 2008 mit der Planung einer baulichen Hülle: Eine besondere Herausforderung war dabei der Spagat zwischen "Zeigen" und "Verbergen", die Mikwe also einerseits angemessen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, andererseits aber ihrer ursprünglichen Funktion als intimer ritueller Raum Rechnung zu tragen. Abgesehen von notwendigen Sicherungsmaßnahmen an der baulichen Substanz erfolgte keine Rekonstruktion der Mikwe. 

Errichtet wurde der Schutzbau durch das Büro Gildehaus.Reich Architekten aus Weimar. Das Material der Hülle setzt sich im Inneren und an den Schnittstellen zum Außenraum sichtbar von den baulichen Überresten der Mikwe ab und verzichtet so auf jegliche historische Reminiszenz. 

Die Mikwe kann im Rahmen von gebuchten und öffentlichen Führungen besichtigt werden. Diese sind separat oder in Verbindung mit dem Besuch der Alten Synagoge buchbar. Ausstellungstafeln am Schutzbau der Mikwe informieren über den rituellen und geschichtlichen Hintergrund des Tauchbads. Außerdem ist das Wasserbecken des Ritualbads jederzeit durch ein Fenster auf dem Dach des Schutzbaus einsehbar. 

Das Umfeld der Mikwe wird in den kommenden Wochen fertiggestellt.

Im Rahmen der Denkmalwoche finden vom 7. bis 10. September 2011 weitere Führungen zur mittelalterlichen Mikwe in Erfurt statt. Dr. Karin Szech, Felix Flechnter, Dr. Heike Kirsten und Julia Roos stellen hierbei verschiedene Aspekte der historisch- archäologischen Besonderheiten als auch die Umsetzung der musealen Präsentation der Mikwe vor. 

Führungen:

Am Mittwoch, den 07.09.2011 stellt Dr. Karin Sczech vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie um 13:00 Uhr Ergebnisse zu den archäologischen Untersuchungen an der mittelalterlichen Mikwe vor. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Entstehungsgeschichte, den Bauphasen sowie der archäologischen Wiederentdeckung des Bades. 
Felix Flechnter, Architekt bei Gildehaus. Reich Architekten Weimar, stellt am 07.09.2011 um 17:00 Uhr den von ihm entworfen und geplanten Schutzbau vor, der die mittelalterliche Mikwe nachhaltig sichert und in ihrer musealen Präsentation der Öffentlichkeit zugänglich werden lässt.
Dr. Heike Kirsten, Mitarbeiterin vom Ingenieurbüro für Steinsanierung und Denkmalpflege, beleuchtet am 08.09.2011 um 17:00 Uhr die Herausforderungen, die sich bei der Restauration des Bades ergaben. 
Abgerundet wird das Programm am 09.09.2011 um 17:00 Uhr durch eine Führung von der Museumspädagogin der Alten Synagoge, Julia Roos, die unter dem Titel "Tahara. Rituelle Reinheit im Judentum" auf die religiöse Bedeutung einer Mikwe eingeht. 
Da aus sicherheitstechnischen Gründen nicht mehr als 20 Personen im Schutzbau Platz finden, ist eventuell mit Wartezeiten zu rechnen.