Bürgerschaft für eine wehrhafte Demokratie: Preis der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ an Regensburger Initiative verliehen

15.04.2013 12:00

In der Lutherstadt Eisleben wurde der Preis der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ an die Regensburger Initiative „Keine Bedienung für Nazis“ verliehen.

Sechs Mitglieder der Initiative haben am 13. April 2013 in der Lutherstadt Eisleben den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ aus den Händen von Oberbürgermeisterin Jutta Fischer entgegengenommen. Ludwig Simek, Natalie Haas, Ina Schneider, Richard Spieß, Sion Israel und Michael Sauerer und weiter Mitglieder der Initiative erhielten die Auszeichnung für ihr unerschrockenes Auftreten.

Herr Sauerer ist der Barkeeper, der couragiert eingegriffen hat, als Neonazis eine dunkelhäutige Frau angepöbelt haben. Diese haben dann auf ihn und das Cafe Picasso einen Racheakt verübt, auf Grund dessen sich dann die Initiative gegründet hat. Oberbürgermeisterin Jutta Fischer: „Im Sinne von Martin Luther – das Wort mit lauter Stimme zu erheben, gegen Taten, Gewalt und menschenverachtende Handlungen einzuschreiten, das muss in unserer Gesellschaft von allen und mit aller Kraft unterstützt werden. Alle Initiativen gegen den braunen Mob, ob von einzelnen Bürgern, Bürgervereinigungen, Kirchen und Parteien müssen in unserer Gesellschaft mehr Gehör finden. Mit der getroffenen Jury Entscheidung des Bundes der Lutherstädte in Deutschland den Preis an die Regensburger Initiative zu verleihen, wollen die Jurymitglieder vielen Menschen Mut machen, gegen nationalsozialistische neue Bestrebungen anzukämpfen“.

Als Laudator begrüßte Oberbürgermeisterin Jutta Fischer Prof. Dr. Eckart Conze, Professor für Neuere Geschichte der Philipps-Universität Marburg. Conze würdigte in seiner Rede den Mut und die Zivilcourage derer, die für die Freiheit leben und ihr Leben riskieren, satt sich mundtot machen zu lassen. „Die Regensburger Initiative setzt an einem entscheidenden Punkt an: Gewalt, gerade auch rechtsradikale Gewalt, vom martialischen Aufmarsch bis hin zum tätlichen Angriff auf Andersdenkende, sie braucht den öffentlichen Raum, zumindest aber das öffentliche Echo, die öffentliche Wahrnehmung, die Gelegenheiten zur Inszenierung und Selbstdarstellung. Gewalttaten von rechts, auch wenn sie häufig feige und hinterhältig ausgeführt werden, sie können ihre Wirkung nur erzielen, wenn die Öffentlichkeit von ihnen erfährt. Rechtsradikale wollen einschüchtern: die von ihnen identifizierten Opfer, aber auch unsere Gesellschaft insgesamt. Sie wollen Angst verbreiten, Angst und Schrecken – Terror. Denn wenn und weil der Rechts­radikalismus auf öffentliche Wirkung zielt, muss es auch aus der Öffentlichkeit und in der Öffentlichkeit deutliche, deutlich wahrnehmbare Zeichen gegen rechtsradikales Denken und rechtsradikale Gewalt geben. Und diese Zeichen müssen sichtbar sein: sichtbar, mitten im öffentlichen Raum, mitten in unserem Alltagsleben.“

Der Preis

Der Preis „Das unerschrockene Wort“ wurde von den Lutherstädten anlässlich des Lutherjahres 1996 im Gedenken an den Reformator Martin Luther gestiftet, der seine Überzeugung mutig und standhaft gegenüber den Autoritäten seiner Zeit verteidigt hat. Mit dem Preis „Das unerschrockene Wort“ sollen Frauen und Männer geehrt werden, heißt es in den Grundsätzen für die Preisvergabe, „die in einer besonderen Situation oder bei einem konkreten Anlass, aber auch beispielhaft über einen größeren Zeitraum hinweg, in Wort und Tat für die Gesellschaft, die Gemeinde, den Staat bedeutsame Aussagen gemacht und gegenüber Widerständen vertreten haben. Dabei soll es weniger um eine Zustandsbeschreibung gehen als um wegweisende zukunftsgerichtete Überlegungen“. Die Preisträger können aus Deutschland oder aus dem Ausland kommen. Der Preis wird seit 1999 alle zwei Jahre verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Das Vorschlagsrecht liegt bei den an der Stiftung beteiligten Städten und den berufenen Jurymitgliedern. Die beteiligten Lutherstädte rufen im Vorfeld die Bürgerinnen und Bürger über eine Ausschreibung und über die Presse dazu auf, Personen zu benennen, die durch ihr „unerschrockenes Wort“ hervorgetreten sind.

Bisherige Preisträger

Preisträger waren bisher 1996 Prof. Dr. Richard Schröder, 1999 Prof. Dr. Hans Küng, 2001 Uta Leichsenring, 2003 Gertraud Knoll, 2005 Stephan Krawczyk, 2007 Emel Abidin-Algan, 2009 Andrea Röpke und 2011 Dmitrij Muratow und die Redaktion der russischen Tageszeitung „Nowaja Gaseta“.

Die Jury

Mitglieder der Jury des Preises „Das unerschrockene Wort“ sind die (Ober-) Bürgermeister aus Augsburg, Coburg, Eisenach, Lutherstadt Eisleben, Erfurt, Halle, Heidelberg, Magdeburg, Marburg, Nordhausen, Schmalkalden, Speyer, Torgau, Lutherstadt Wittenberg, Worms und Zeitz sowie weitere berufene Jurymitglieder. Eisleben war noch 1996 im vergangenen Jahr (2012) bereits zum zweiten Mal Tagungsort für die Jury. 2013 wurde der Preis erstmals in der Lutherstadt Eisleben verliehen.

Preisverleihung 2015

Im Rahmen der Jurysitzung, welche am 13.4.2013 vor der Preisverleihung stattfand, wurde die Lutherstadt Wittenberg als nächster Austragungsort für die Jurysitzung und die Preisverleihung des Preises der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ von der Oberbürgermeisterin der Lutherstadt Eisleben ausgelost.