Kunstpause am Mittag

26.07.2013 08:49

31. Juli 2013, 13 Uhr mit Thomas v. Taschitzki in der Gemäldegalerie im Angermuseum zum Thema: Willi Baumeister (1889-1955) "Schwebender Schild", 1952

1937 als „Entarteter" gebrandmarkt, gehörte Willi Baumeister ebenso wie die beiden „entarteten" Erfurter Otto Ritschl und Willy Robert Huth zu denjenigen, „die im Land ausharrten und für Kontinuität einstanden, als es darum ging, 1945 den Neuanfang zu finden" (Gottfried Boehm).

Der Künstler, so Baumeisters tiefste Überzeugung, erkundet unbekanntes Land. Seine 1943 verfasste, erst 1947 veröffentlichte Programmschrift „Das Unbekannte in der Kunst" zählt mit Paul Klees Pädagogischem Skizzenbuch (1925) und Kandinskys „Das Geistige in der Kunst" (1912) zu den großen Manifesten der modernen Malerei.

Baumeisters Gemälde „Schwebender Schild" gehört zur Gruppe der späten „Scheinreliefs": Flächenhafte Figurationen erinnern an uralte Tempelwände einer versunkenen Zeit voll turbulenter, gleichwohl wie in Stein gemeißelter Zeichen.
Die reliefartigen Bildelemente gehen eine fragile Verbindung mit der Vieldeutigkeit des Titels ein und bleiben "in der Schwebe" zwischen Oben und Unten, zwischen Flächenverhaftung und räumlicher Loslösung.