Hilfreiche Etappe auf dem Weg zu mehr Gemeinschaft: Luther-Symposium in der Landeshauptstadt Erfurt. Kardinal Koch spricht vom Überwinden von Spaltungen

23.09.2014 09:40

Als hilfreiche Etappe auf dem Weg zu mehr Gemeinschaft zwischen Lutheranern und Katholiken hat der vatikanische "Ökumeneminister" Kardinal Kurt Koch das internationale, derzeit in Erfurt stattfindende Luther-Symposium im Erfurter Augustinerkloster gewürdigt. Dieser Weg habe mit einer kritischen Überprüfung und Überwindung des traditionellen polemischen katholischen Bildes von Martin Luther begonnen, betonte Koch in einem am Sonntagabend zur Eröffnung der Tagung "Luther - Katholizität und Reform. Wurzeln - Wege - Wirkungen" verlesenen Grußwort.

Luthers entscheidendes Anliegen war eine "durchgreifende Reform der ganzen Kirche"

Porträt eines Kardinals
Foto: Kardinal Kurt Koch anlässlich des Besuches Papst Benedikts XVI. in Erfurt Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

"Das entscheidende Anliegen Luthers sei eine 'durchgreifende Reform der ganzen Kirche' gewesen. Deshalb müsse man 'nicht nur das Versagen der damaligen römischen Kirche erblicken, sondern auch das Nicht-Gelingen der Reformation selbst', so der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Diese Sicht bedeute, 'dass man das wirkliche Gelingen der Reformation erst von der Überwindung der ererbten Spaltungen in einer erneuerten Kirche aller Christen wird erwarten können', erklärte der Kardinal. 'Wenn wir im Blick auf das bevorstehende Reformationsgedenken den Mut aufbringen, uns auch den historischen Konflikten und ihren Folgelasten gemeinsam zu stellen, wird dieses Gedenken in einer glaubwürdigen Weise ökumenisch begangen werden können', fügte er hinzu.

Koch hob in seinem Grußwort die ökumenische Ausrichtung der Tagung hervor, die vor allem darin zum Ausdruck komme, dass Lutheraner und Katholiken gemeinsam die Wirkungen bedenken wollten, die von Luthers Handeln ausgingen.

Katholischer Reformationsgedenken-Beitrag

Das bis Donnerstag dauernde Symposium wird veranstaltet von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt und dem Paderborner Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik. Das Symposium soll die katholische Lutherforschung und die mit der katholischen Theologie verbundenen lutherischen Theologen zusammenführen. Unter den 150 Teilnehmern der Konferenz sind der Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Feige, der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch Lutherischen Kirche in Deutschland, Gerhard Ulrich, sowie der emeritierte lutherische Bischof von Helsinki, Eero Huovinen.

Der Direktor des Möhler-Instituts, Wolfgang Thönissen, sagte zur Eröffnung der Tagung, in ihr komme der Wunsch zum Ausdruck, einen Beitrag von katholischer Seite zum Reformationsgedenken des Jahres 2017 zu leisten. Eine solche Konferenz könne jedoch nur ökumenisch angegangen werden. Hinzu komme ein 'genuin katholisches Interesse an Luther'.

Im Erfurter Augustinerkloster lebte Luther von 1505 bis 1512 als Mönch, bevor er zum Reformator wurde. Am 23. September 2011 traf der damalige Papst Benedikt XVI. dort im Rahmen seines Deutschlandbesuchs mit führenden Vertretern des deutschen Protestantismus zusammen."

Quelle: Kathweb, Web-Informationsdienst der Katholischen Presseagentur Österreich