Tag der Städtebauförderung hat am Samstag Premiere: Bundesweiter Aktionstag mit fünf Projekten in der Erfurter Altstadt

08.05.2015 10:11

Über 570 Städte und Gemeinden in ganz Deutschland rücken am bundesweiten Aktionstag Projekte der Städtebauförderung in den Mittelpunkt. Das Areal nördlich der Krämerbrücke, das sog. Lateinische Viertel, steht am 9. Mai im Mittelpunkt.

Foto: Das Areal nördlich der Krämerbrücke steht am Tag der Städtebauförderung im Mittelpunkt. Fünf Stationen laden zur Entdeckungsreise ins Lateinische Viertel. Foto: © Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz

Auch in Erfurt bildeten Städtebauförderprogramme den Rahmen für die Stadtentwicklung der letzten 25 Jahre. Insgesamt flossen seit 1990 ca. 358 Mio. Euro aus den Programmen des Bundes, des Freistaates und der Europäischen Union. Einen wesentlichen Schwerpunkt bildeten dabei die Maßnahmen im Öffentlichen Raum, beispielsweise die Straßengestaltungen der Inneren Oststadt/Krämpfervorstadt, die Gestaltung des Willy-Brandt-Platzes, die Wohnumfeld-Gestaltungen in den Großwohnsiedlungen oder die Sanierung von Anger, Schlösserstraße und Fischmarkt. Darüber hinaus fließen Zuschüsse an private Bauherren, vorrangig zum Erhalt denkmalgeschützter Gebäude in der Altstadt.

In der Landeshauptstadt wird der Tag der Städtebauförderung um 10:00 Uhr eröffnet und 10:30 Uhr mit einer Baustellenführung auf der Freifläche nördlich der Krämerbrücke fortgesetzt. In den vergangenen sechs Monaten wurde hier die Wassertreppe großzügig umgestaltet und so die Erlebbarkeit des Breitstroms deutlich verbessert. Zusätzlich laden drei großzügig gestaltete Bauminseln mit Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. Die Fertigstellung des 1. Abschnittes der  Baumaßnahme mit Kosten in Höhe von 775.000 Euro, die mit Städtebaufördermitteln in Höhe von 700.000 Euro realisiert wurde, ist vor dem Krämerbrückenfest geplant.

An vier weiteren Stationen im lateinischen Viertel wird im Laufe des Vormittags über bereits abgeschlossene und derzeit durchgeführte Städtebauvorhaben informiert. Die mittelalterliche Mikwe, Schildcheninsel und Furthmühlgasse, die Alte Synagoge und das Collegium maius sind die Schauplätze von spannenden Führungen durch Architekten und Planer.

Im März 2007 begannen die archäologischen Grabungen zur Freilegung der Mittelalterlichen Mikwe. Heute schützt eine metallene Hülle mit Betonverfestigung die baulichen Überreste des jüdischen Kultbades. Über die Herausforderungen bei der Freiflächengestaltung spricht Landschaftsarchitektin Andrea Ziegenrücker ab 11:30 Uhr bei einem Spaziergang von der Mikwe bis zu Schildchensinsel, Furthmühlgasse und Dämmchen. Letztere wurden in den Jahren 2004 bis 2010 umfangreich
städtebaulich saniert und neugestaltet.

Die Alte Synagoge, die älteste erhaltene Synagoge in Mitteleuropa, ist ebenfalls Standort des Aktionstages. Die religiöse Nutzung des Hauses endete mit dem thüringenweiten Judenpogrom von 1349 und der Vertreibung einer der größten jüdischen Gemeinden Europas in jener Zeit. Heute ist in der Dauerausstellung u.a. der "Erfurter Schatz" zu sehen. 1997 bei Bauarbeiten in der Michaelisstraße entdeckt, lockt der einmalige Fund jährlich mehr als 40.000 Besucher in die Waagegasse. Um 12:30 Uhr lädt Architekt Gerhard Schade zur Besichtigung des Gebäudes, das selbst als wichtigstes Exponat des Museums gilt.

Den Schlusspunkt der Städtebautour bildet das Collegium maius, das große Kollegiengebäude der mittelalterlichen Erfurter Universität. Bernd Rüttinger, Kirchenoberbaurat der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, berichtet ab 12:30 Uhr  u. a. von engagierten Erfurtern, die durch Gründung der Universitätsgesellschaft und Wiedergründung der Erfurter Universität die Rekonstruktion des bedeutenden Gebäudes ermöglichten. Dabei wurden etwa 300 der im Jahr 1945 aus dem Trümmerschutt geborgenen Bauteilfragmente wieder eingebaut. Mehr als 7,2 Mio. Euro für den Wiederaufbau kamen aus Städtebaufördermitteln von Bund, Land und Kommune.

Ausblick

Die Bedeutung der Städtebauförderung beschränkt sich nicht auf die abgeschlossene Entwicklung prominenter Innenstadtlagen, auch aktuelle Planungen der Stadtentwicklung werden mit Hilfe von Städtebaufördermitteln realisiert. Die Umgestaltung des Berliner Platzes, der Stadtteilpark Johannesfeld oder die Entwicklung des Herrenberges mit dem Förderprogramm "Soziale Stadt" sind die Vorhaben der kommenden Jahre.

Ziel ist es, die in die Jahre gekommene Fußgängerachse am Berliner Platz aufzuwerten und für die Bewohner und Besucher wieder attraktiv zu gestalten. Die Planungen sollen im 2.Halbjahr 2015 beginnen, bereits im Vorfeld werden die Bürger intensiv einbezogen.

Auch am Johannesfeld soll unter Einsatz von Städtebaufördermitteln ein neuer Stadtteilpark entstehen, Bürgerwünsche flossen hierbei im Rahmen eines dreiphasigen Bürgerdialoges ein. Jetzt wird die Planung fortgeschrieben, um in 2016 mit der Umsetzung beginnen zu können.

Im Südosten von Erfurt sollen mit den Möglichkeiten des Programms "Soziale Stadt" städtebauliche Maßnahmen durchgeführt werden. Die Stadt Erfurt hat hierzu einen entsprechenden Antrag zur Aufnahme in das Programm bei Bund und Land gestellt.