Frauenpolitischer Runder Tisch am 16. Februar

15.02.2006 00:00

"EU-Dienstleistungsrichtlinie für fairen Wettbewerb oder gnadenlosen Wettbewerbsdruck und gravierende Nachteile für Frauen?"

Seit einem Jahr ist der Entwurf der EU-Kommission bereits auf dem Tisch, jetzt wird es wohl ernst. Denn täglich mehren sich die Proteste: Von Lohndumping bei Outsourcing an eine Fremdfirma ist ebenso die Rede wie von Einschnitten in Mitbestimmungsrechten und Interessenvertretungen. Manchen schwebt die Putzfrau aus Portugal ebenso vor wie die Altenpflegerin aus dem Baltikum, die zu den Bedingungen ihrer Herkunftsländer dann bei uns arbeiten dürfen.

Die stark umstrittenen aber wahrscheinlich unmittelbar bevorstehenden Änderungen im Dienstleistungssektor, die auf Betreiben des ehemaligen EU-Kommissars Frits Bolkestein den Markt für Dienstleistungen europaweit "deregulieren" werden, bergen gerade für Frauen besondere Überraschungen. Denn der Dienstleistungssektor stellt eine, wenn nicht die einzige bedeutende "Frauendomäne" im Wirtschaftskreislauf der Bundesrepublik dar. Reinigung, Betreuung, personenbezogene Hilfeleistungen, der gesamte Bereich der sogenannten "haushaltsnahen Dienstleistungen" ist in den vergangenen Jahren doch zu einem volkswirtschaftlichen Hoffnungsträger avanciert. Die bis heute noch bescheidenen Verdienstmöglichkeiten in diesem Bereich würden durch die anstehenden Regelungen unter großen Druck geraten.

Worum geht es insgesamt und im einzelnen?
Der Richtlinienentwurf zielt darauf ab, alle in der EU noch bestehenden Hindernisse im grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr zu beseitigen, damit die in den 25 EU-Staaten ansässigen Unternehmen ihre Dienstleistungen gemeinschaftsweit anbieten und erbringen können.
Nun, da das Herkunftslandprinzip gekippt werden konnte, stehen die dringend benötigten Impulse für mehr Wachstum und Beschäftigung im Mittelpunkt der Diskussionen.

Wen wird es betreffen?
60 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den noch unregulierten Bereichen, wie z. B. Unternehmensdienstleistungen, Groß- und Einzelhandel, Bauwirtschaft, Kommunikationsdienste und Gastronomie EU-weit.

Und auf die konkreten Fragen, wie es uns betreffen kann im Unternehmen und als Verbraucher und was im Moment politisch zu tun ansteht, sollen am Donnerstagabend, 19 Uhr im Frauenzentrum P36, Antworten gegeben werden. Dazu sind Erfurter Unternehmerinnen und Politikerinnen ebenso zu Gast wie Rolf Düber, DGB Sekretär für Wirtschaft und Beschäftigungspolitik, Frau Dille aus der städtischen Wirtschaftsförderung sowie Mike Schuster, Präsident der Deutsch-Amerikanischen Clubs in Deutschland.