Porree wird aussortiert: Lengai, der junge Giraffen-Feinschmecker, fühlt sich wohl im Erfurter Zoo

14.08.2007 00:00

Sandra Vogel, die Erfurter Tierpflegerin, die auch schon im Frankfurter Zoo gearbeitet hat, konnte es gleich bestätigen: „Porree nicht und Zwiebel nicht.“ Lengai, der junge Erfurter Netzgiraffenbulle, der 2005 – gleich nach dem Weihnachtsfest – als 4. Giraffenkind der Giraffendame Monique und des Giraffenbullen Hatari im Frankfurter Zoo geboren wurde,  ist nämlich ein Feinschmecker.
Seit dem 12. Juli 2007 lebt er nun hier im Thüringer Zoopark. Obwohl noch klein von Statur hatte der junge Mann, der nach dem Heiligen Berg der Massai im Ngorongoro-Gebiet benannt ist, bei seinem Eintreffen Gunda zunächst einen mächtigen Schrecken eingejagt. Die ansonsten meist „ladyhaft“ umher schreitende Herrin ihres Reviers ist beim Erstkontakt ganz und gar weggerannt. Zwei Tage hat sie dann nichts gefressen. Und beim ersten Ausflug ins Freie wurden Gunda und Lengai natürlich genauestens von den Tierpflegern beobachtet. Hatte man doch erfahren, dass der Kleine in Frankfurt bereits einmal im Wassergraben gelandet war. Zum Glück ist nichts passiert und so sind die beiden, die sich mittlerweile doch irgendwie angefreundet haben, jetzt öfters gemeinsam im Außengehege unterwegs.
Nur das Futter zu teilen, ist für Gunda, die selbst schon recht proper ist, das Schlimmste. „Sie findet immer etwas zu fressen“, weiß Susanne Meyer, die Revierleiterin, „meist holt sie die leckeren Zweige schon vom Anhänger runter“. Zwieback, die absolute Leibspeise der Giraffen, gibt es jetzt nur noch in Ausnahmefällen. Beispielsweise bei Stress oder zum Geburtstag. „Sonst wird sie zu dick“, da ist sich Susanne Meyer sicher. Lengai hingegen kann noch einiges vertragen. Sieben Uhr in der Früh, wenn es ins Freie geht, gibt es zunächst Kraftfutter und Heu, 10.15 Uhr die ersten Äpfel und Möhren, natürlich auch Laub und Heu, 13.15 Uhr dann wieder Äpfel, Laub und Heu, 16 Uhr noch einmal dasselbe und 17.30 Uhr – wenn es wieder in den Stall geht – neben Laub, Heu und Kraftfutter, den ungeliebten Porree. Den frisst dann natürlich Gunda, denn Lengai hat tagsüber schon die leckeren Obstbaumzweige, die vielen frischen Blätter und das Luzerne-Heu vertilgt. Nur Linden- und Kastanienzweige, die mögen beide nicht.
Auch ist der abendliche Einzug ins Giraffenhaus so manches Mal recht schwierig, obgleich doch in der Zwischenzeit für die beiden recht gemütliche Nachtlager in den getrennten Boxen bereitet wurden. „Auf den Strohbetten können sie weich und gemütlich liegen“, erklärt die Revierleiterin, das haben wir uns vom Nürnberger Zoo abgeschaut“.
Lengai fühlt sich bei der guten Pflege mittlerweile pudelwohl. Er lässt sich streicheln und putzen, soviel, dass Gunda sogar neidisch wird. Unter dem Motto „Die haben mich wohl vergessen“ kommt sie dann schnell zur Pflegerin, um die entsprechenden Streicheleinheiten abzuholen.
Vor 14 Tagen wurde Gunda das erste Mal heiß, hat sie doch erkannt, dass der Kleine ein Mann werden will. Einige Zeit später hat auch Lengai verstanden und versuchte gestern, hochzuspringen, „zur Not bringen wir ihm eine Fußbank“, lächelt Susanne Meyer verschmitzt. Aber sie weiß, dass er noch 1 ½ Jahre warten muss. Frühestens in 3 Jahren kann es Nachwuchs geben. Im Thüringer Zoopark gibt es übrigens seit 1964 Giraffen.