Analyse der Fachhochschule zur Verkehrssituation im Bahnhofstunnel

11.08.2009 11:05

Im Auftrag der Stadt hat das Institut Verkehr und Raum der Fachhochschule Erfurt (FH) unter Leitung von Professor Matthias Gather eine umfangreiche Analyse der Verkehrsverhältnisse innerhalb der Eisenbahnüberführung Bahnhofstraße (EÜ), dem sogenannten Bahnhofstunnel, vorgelegt.

"Schwerpunkt der Untersuchung, die auch auf den Internetseiten der Stadtverwaltung veröffentlicht wird, war entsprechend des Stadtratsauftrages die Erfassung des tatsächlichen Verhaltens der Fahrradfahrer", führt Baubeigeordneter Ingo Mlejnek bei der Vorstellung des Papiers ein. Dazu wurden an vier Tagen im Juni nicht nur in der EÜ sondern auch auf den Alternativtrassen Löberstraße und Schmidtstedter Brücke die Radfahrer in ihren unterschiedlichen Verhaltensweise erfasst.

Das vorliegende Papier dokumentiert in der jeweils beobachteten Zeit von 6 Uhr bis 22 Uhr 15.542 Fahrradfahrer, also knapp 4.000 Fahrradfahrer pro Tag an den drei möglichen, zentrumsnahen Querungsstellen des Bahnkörpers. Im Bereich der EÜ wurden zwischen 1.414 (Donnerstag 11.06.2009, ein Regentag) und 2.126 (Dienstag 09.06.2009) gezählt. "Daran dokumentiert sich zum einen die erhebliche Nutzung der Bahnhofsquerung durch Fahrradfahrer, gleichzeitig aber auch, dass die Alternativrouten und hier vor allem die Löberstraße ebenfalls ein erhebliches Radfahrpotential   aufnehmen" fasst Mlejnek die Zahlen zusammen. "In der allgemeinen Auswertung des Verhaltens in der EÜ muss festgestellt werden, dass 27 Prozent das Fahrrad auf dem Gehweg schieben, aber 39 Prozent auf der Gehbahn und 34 Prozent im Gleisbereich fahren", zitiert der Beigeordnete aus den Beobachtungsergebnissen.

Weiterhin führte die FH sowohl eine Auswertung der Beobachtungen als auch eine Unfallanalyse durch, um in einem weiteren Schritt eine eine Konfliktdefinition vorzunehmen. Als letzter Aufgabenpunkt wurden Lösungs- und Handlungsoptionen erarbeitet. Vereinbarungsgemäß erfolgte dies ohne eine abschließende Empfehlung einer Lösung. Dies ist einem weiteren Aufgabenpaket vorbehalten.

Die Analyse soll, so Mlejnek, "einem eigens einberufenen Gremium von Experten und Beteiligten vorgestellt und in einem Gesprächsprozess ausführlich diskutiert werden." Die Moderation dieses Prozesses wird ebenfalls durch die FH erfolgen. Ziel sei es, einen Konsens zur zukünftigen Nutzung der EÜ zu erarbeiten, so Mlejnek. In das Gremium werden neben Vertretern der Stadtratsfraktionen und der Stadtverwaltung alle direkt oder indirekt betroffenen Institutionen und Interessenvertreter eingeladen. Neben EVAG, Polizei und Deutscher Bahn werden dies ADFC, VCD, Tourismus GmbH, Behindertenbeirat, Seniorenbeirat und der EVAG-Fahrgastbeirat sein.

"Zunächst bitten wir aber die Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung zur derzeitigen Situation in der EÜ sowie aus ihrer Sicht möglicher Lösungen noch einmal schriftlich oder per Email zu äußern", sagt Mlejnek und verweist darauf, dass die Untersuchung seit 11.08.2009 in der Internetpräsentation der Stadt Erfurt unter www.erfurt.de (Service/Topthemen) zur Verfügung steht. Die Meinungsäußerung solle möglichst bis zum 04.09.2009 an das Tiefbau- und Verkehrsamt Abt. Verkehr, 99111 Erfurt oder verkehr.tiefbau-verkehr@erfurt.de erfolgen, um in den Beratungen berücksichtigt werden zu können. Der nach Bürgerbeteiligung und Gremienberatung hoffentlich einvernehmlich entstehende Lösungsvorschlag wird dann abschließend in den Ausschüssen und im Stadtrat behandelt.

Darin fließt auch die im Stadtentwicklungs- und Stadtplanungsamt erarbeitete Untersuchung zu den Alternativtrassen mit ein. Notwendige Veränderungen in der Verkehrsorganisation könnten dann Anfang 2010 umgesetzt werden, blickt der Beigeordnete voraus.

"Ich hoffe, wir kommen auf diesem Weg zu einem guten Miteinander der verschiedenen Verkehrsarten im Bahnhofstunnel", fasst Ingo Mlejnek abschließend das Ziel zusammen.