Eröffnet: Alte Synagoge präsentiert Schätze von Weltrang

26.10.2009 17:00

Mit einem Festakt eröffnete die Stadt Erfurt heute die Alte Synagoge als Museum für mittelalterliche jüdische Kultur. Mit dieser lange unbekannten und eingebauten Hinterhofsynagoge kann Erfurt die älteste bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa vorweisen. Das Gotteshaus mit den ältesten Bauteilen um 1100 wurde 1349 nach einem Pestpogrom profaniert und diente über 500 Jahre als Speicher. Im 19. Jahrhundert wurde hier ein Tanzsaal eingebaut.

Die Präsidentin des Zentralrates der Juden, Dr. Charlotte Knobloch, zeigte sich im gut gefüllten Rathausfestsaal beim Festakt beeindruckt: "Die von nun an in der Alten Synagoge in Erfurt zu besichtigende Dauerausstellung wird ein wichtiger Bestandteil historischer Aufklärung sein. Schon im Zuge der archäologischen Ausgrabungen und der Konzeption der Ausstellung war zu beobachten, dass sich in der Stadt Interesse für diesen Teil der Stadtgeschichte regte", dabei wies sie auch auf die Ausstrahlung auf bürgerschaftliche Initiativen der Gegenwart hin. Für sie birgt eine solche Exposition die Vision, dass "jüdischer Alltag als selbstverständlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens" wahrgenommen werde.  

Der Präsident des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, Dr. Sven Ostritz, verwies auf das reiche materielle und ideelle Erbe der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde, welches jetzt in der Alten Synagoge zu sehen sein wird: "Vor allem der 1998 ausgegrabene jüdische Schatzfund und die sensationellen Ergebnisse der bauhistorischen Untersuchungen an der Alten Synagoge machten diese Hinterlassenschaften inzwischen aber auch international bekannt." In der Alten Synagoge werden der Erfurter Schatz aus gotischen Goldschmiedearbeiten und Münzen sowie die hebräische Handschriften aus dem Umfeld der mittelalterlichen Gemeinde gezeigt.  

Thüringens Kultusminister Bernward Müller betonte in seinem Grußwort, dass das Judentum zu den Fundamenten europäischer und deutscher Kultur gehört. "Den Blick auf die jüdische Kultur wird auch die Alte Synagoge mit ihren Ausstellungen weiten und so auch neugierig machen auf das Leben der jüdischen Gemeinde heute."  

Für Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein gesellt sich mit der Eröffnung der Alten Synagoge zu den vielen Glanzstücken der Stadt ein besonderer Schatz hinzu, der nicht nur die Museums­landschaft sondern auch das Netzwerk jüdischen Lebens in Erfurt bereichern wird.  

Die Alte Synagoge Erfurt in der Waagegasse 8 ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.