Domkapitel schenkt der Alten Synagoge Kopie einer Schabbatlampe aus dem Dom

03.11.2009 00:00

Nach der viel beachteten Eröffnung der Alten Synagoge als Museum lädt das Haus für den kommenden Dienstag, den 3. November, ab 19:30 Uhr in Zusammenarbeit mit der Bistumsakademie "Katholisches Forum im Land Thüringen" zu einem ganz besonderen Synagogenabend ein: Weihbischof Dr. Reinhard Hauke wird eine Kopie des Schabbatleuchters aus dem Dom zu Erfurt an Oberbürgermeister Andreas Bausewein als Geschenk an das Museum überreichen. In der Alten Synagoge wird der Leuchter seinen Platz vor der Ostwand finden.

Das Domkapitel möchte mit diesem Geschenk – bei aller Anerkennung der Lasten der Geschichte – ein Zeichen der Verbundenheit zwischen Juden und Christen setzen und auf eine geistige und geistliche Verwandtschaft besonderer Art hinweisen: Beide Religionsgemeinschaften glauben an den Gott, der sich – so die Überlieferung – dem biblischen Volk Israel zuerst offenbarte. Darum hat der verstorbene Papst Johannes Paul II. die Juden als "bevorzugte Brüder im Glauben" bezeichnet und damit auch eine Verpflichtung für die Zukunft zum Ausdruck gebracht.

Die romanische Schabbatampel entstand um 1240, sie gehört zu den wertvollen Stücken im Domschatz. Die genauen Umstände, wie die sternförmige jüdische Schabbatlampe in den Besitz des Domstifts gelangte, sind leider heute nicht bekannt, und es kann noch nicht einmal mit letzter Sicherheit gesagt werden, ob es sich tatsächlich um eine Schabbatlampe handelt. Doch die Schönheit des Stückes spricht für sich: Der Ölbehälter, der am Vorabend des Schabbats entzündet wurde, besteht aus einem zwölfstrahligen Stern. Dieses Gefäß ist mit Ketten an einem sich verjüngenden Zylinder befestigt. Dieser Korpus ist mit ornamentalen und figuralen Reliefs versehen: Von oben nach unten sind die Propheten, Szenen des biblischen Geschehens von Kain und Abel, Moses sowie Joseph und fünf Geschichten aus der Geschichte Samsons dargestellt.

Für die Initiatoren des Synagogenabends ist der Umstand, dass der Leuchter christliches und jüdisches Formengut aufzeigt, und die Übergabe der Kopie Ausdruck der Hoffnung auf den "aufrichtigen und vertrauensvollen Dialog zwischen Juden und Christen".

Doch nicht allein der Schenkungsakt und die musikalische Untermalung locken an diesem Abend ins Museum. Prof. Dr. Annette Weber, Dozentin für jüdische Kunst und Kulturgeschichte in Heidelberg, wird über "Lampen, Licht und Leuchter – Nutzwert und Symbolik des Lichtes im Judentum" referieren. Der Gebrauch verschiedener Leuchtertypen in Synagogen und Haushalten zu Schabbat und den anderen Festen im jüdischen Jahreslauf zeigt die tiefe Symbolkraft des Lichtes auf.