Mikweplanung vorgestellt

31.03.2010 15:00

Die urkundlich seit Mitte des 13. Jahrhunderts belegte Mikwe wurde 2007 bei Grabungen gefunden. Dieses Bad für rituellen Waschungen hatte sich ursprünglich im Keller eines mittelalterlichen Gebäudes befunden. "Ihre unmittelbare stadträumliche Verbindung zur ebenfalls mittelalterlichen Alten Synagoge belegt eindrucksvoll jüdisches Leben in Erfurt in dieser Zeit," leitet Baubeigeordneter Ingo Mlejnek die Vorstellung des Planungsstandes für die Mikwe ein. Da die Mikwe neben der Alten Synagoge als bauliche Zeugnisse Hauptbestandteil der Unesco-Weltkulturerbebewerbung sein soll, werde der Planung der Präsentation besondere Aufmerksamkeit geschenkt. 

Vorgesehen ist, dass die Mikwe künftig in Zusammenhang mit der Alten Synagoge zugänglich gemacht wird. Zu ihrem Schutz wird ein sie umgebendes Gebäude errichtet, das den langfristigen Erhalt ihrer Baureste garantiert. Die Mikwe wird so präsentiert werden, dass sich dem Betrachter ihre ursprüngliche Funktion erschließt. "Ihr "Verborgensein" im Keller wird erkennbar bleiben und es wird dem Betrachter deutlich werden, dass sie in den baulichen Zusammenhang eines Hauses in der Nähe zum Wasser gehört," erläutert Mlejnek. Indem der Besucher künftig einen engen Raum betritt, wird er sich so vorstellen können, welches Raumgefühl mit einer Mikwe verbunden ist. Er wird in das Tauchbecken sehen können, es aber wie alle archäologischen Befunde nicht betreten dürfen. "Selbst wenn das Gebäude geschlossen ist, wird man den Mikwenraum betrachten können, weil zusätzliche Öffnungen Einblicke von der Wasserseite her oder von oben ermöglichen," weist der Beigeordnete auf die zukünftige Wirkung hin.
Der Bau, der die Mikwe künftig umgibt, wird eine Vielzahl von Funktionen erfüllen müssen. Vordergründig sind dies der Schutz und die langfristige Erhaltung ihrer baulichen Reste. "Gleichzeitig erfolgt die Vermittlung von Informationen über ihre Nutzung und das ständige Ermöglichen ihrer Betrachtung bei barrierefreier Erreichbarkeit für alle Besucher," setzt Mlejnek fort. Dafür wird sich der Bau in einer Form präsentieren, der die leichte Auffindbarkeit garantiert, ohne die bauliche Rekonstruktion eines Gebäudes zu sein. Andererseits wird er sich in die heutige Nutzung des umgebenden Areals als Freifläche so einbinden, das eine hohe Aufenthaltsqualität erreicht wird. Aus diesem Grund werden die Baumaßnahmen an der Mikwe unmittelbar mit der Umgestaltung der Freifläche verbunden.
Planer der Mikwe ist gildehaus.reich architekten bda aus Weimar. Für die Freifläche zeichnet PSL aus Erfurt verantwortlich. Vorgesehen ist, dass der Bau in diesem Jahr beginnt und mit der Gestaltung der Freifläche 2011 abgeschlossen wird. Finanziert werden soll das Projekt aus Mitteln der Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR. "Für diese sogenannten PMO-Mittel liegt uns der Förderbescheid bereits vor," erinnert Mlejnek an die öffentliche Übergabe. Die Freifläche soll aus Mitteln der Städtebauförderung finanziert werden. Insgesamt werden entsprechend des Stadtratsbeschlusses 680.000 Euro eingesetzt.
"Die Umsetzung der Planung für die Mikwe kann diesen bedeutenden archäologischen Fund architektonisch anspruchsvoll in das Gedächtnis der Stadt zurückholen, so dass für die Einwohner der Stadt und ihre Besucher das Leben der jüdischen Einwohner im Mittelalter sinnfällig und erlebbar wird," schätzt Mlejnek abschließend ein.