Ortsanalyse zur Baugeschichte in der Johannesstraße

22.07.2010 11:24

Angeregt durch die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Erfurt wurde das seit den 1990er Jahren geführte Kellerkataster im Rahmen der Stadtkernforschung der Erfurter Altstadt weitergeführt.

Dabei wurde vor allem die Johannesstraße, die im Zuge der städtischen Neustrukturierung bereits im frühen 12. Jahrhundert entstanden ist, erstmals unter baugeschichtlichen Gesichtspunkten zusammenfassend betrachtet und in seiner historischen Entwicklung analysiert. 
Unter fachlicher Begleitung des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege, dem Bauforschungsbüro Michael Beyer und der Mitarbeit der erfahrenen Erfurter Kellerforscher Monika Zimmermann  und Michael Neudeck wurden für die ehemals existierenden 150 Grundstücke der Johannesstraße alle Archivalien, Bauakten sowie sämtliche vorhandene Literatur ausgewertet. "Gerade die historischen Keller geben als Relikte der ältesten Bebauung Auskunft über die  Entwicklung der städtebaulichen Strukturen und sind für die Stadtbaugeschichte von unschätzbarem Wert", sagt der Baubeigeordnete Ingo Mlejnek.

Alle Gebäude sind systematisch vom Keller bis zum Dach begangen und bauarchäologisch untersucht worden. Die Keller wurden vermessen, in Hinsicht auf ihre baugeschichtliche Einordnung analysiert und somit das Kellerkataster um einen bauhistorisch sehr bedeutenden Straßenzug ergänzt. 

"Ein wesentliches Ziel dieser Arbeit", so der Beigeordnete, "ist eine Analyse, die auch solche bauhistorischen, baukünstlerischen und städtebaulichen Qualitäten erfasst, die sich - verdeckt durch Umbauten - in den Häusern, Nebengebäuden und Kellern befinden. Sie stellen Geschichtsquellen dar, die durch keine andere geschichtliche Überlieferungsform ersetzt werden können".
Im Rahmen vergangener Sanierungen und Abbrüchen in der Johannesstraße hat sich gezeigt, dass in vielmehr Gebäuden ältere Bausubstanz vorhanden ist, als dies augenscheinlich zu vermuten war. Während in vielen anderen Gebieten der Erfurter Altstadt die historische Substanz sowohl durch Ortsanalysen als auch im Zuge der zahlreichen Sanierungen weitgehend untersucht wurde, besteht in der Johannesstraße ein noch hoher Sanierungsbedarf und die Untersuchungsergebnisse sind sehr hilfreich, um zusätzliche Planungsänderungen, Verzögerungen in der Durchführung von Baumaßnahmen, Kostensteigerungen oder eben auch die Vernichtung historischer Denkmalsubstanz zu vermeiden. Die Denkmalbehörden verbinden mit dieser Bestandsaufnahme die Hoffnung, dass die Eigentümer in Kenntnis der bauhistorischen Untersuchungen diese künftig bei ihren Planungen berücksichtigen und so besser zum Erhalt beitragen. 

Die Begehung der Gebäude in der Johannesstraße ist weitgehend abgeschlossen. Es haben sich überraschende neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entwicklung der Bebauung in der Johannesstraße ergeben. Die untere Denkmalschutzbehörde hat vor, diese im Rahmen der "Woche des offenen Denkmals" vorzustellen.

Mlejnek: "Dank der Unterstützung durch den Europäischen Sozialfond ist es möglich, dass die Untersuchungen für die Ortsbildanalyse und das Kellerkataster in den nächsten Monaten im Bereich der Futterstraße, der Gotthardtstraße und der Meienbergstraße fortgeführt werden können."
Die betroffenen Grundstückseigentümer und die Bewohner werden um Unterstützung bei der Vereinbarung von Terminen und der Durchführung der Baubegehung gebeten. Auch Mitteilungen zur Geschichte des Grundstücks wären für die Mitarbeiter sehr wertvoll.