"Ach du lieber Pegasus…"

19.08.2010 12:36

Buchobjekte von Dietmar Pfister, Nürnberg, in der Reihe "experimentelle Poesie" im Forum Konkrete Kunst Erfurt.

Am Sonntag, den 29. August, eröffnet das Forum Konkrete Kunst um 11 Uhr im südlichen Querschiff des Erdgeschosses der Peterskirche wieder eine Ausstellung zur experimentellen Poesie. Im vergangenen Jahr wurde – initiiert von dem langjährigen Arbeitspartner und Künstler Josef Linschinger aus Österreich – japanische visuelle Poesie gezeigt.
In diesem Jahr nun wurde der in Nürnberg lebende Künstler Dietmar Pfister (geb. 1943) eingeladen, seine ‚Buchobjekte’ zu präsentieren. Weit über 200 Buchobjekte verschiedenster Art hat Dietmar Pfister seit 1984 geschaffen und in mehreren Ausstellungen in Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz erfolgreich präsentiert. Welche Art von Poesie erwartet den Besucher? Schon der Titel der Ausstellung "Ach du lieber Pegasus…" lässt die feine Ironie, das Spiel mit Worten und Metaphern erkennen. Diese Art der "Objekt-Poesie" zeigte bereits in meisterhafter Weise vor Jahren Konrad-Balder Schäuffelen aus München sowohl bei dem Projekt im Altstadtkern von Erfurt als auch in einer Ausstellung im Haus Dacheröden. Hier wird Literatur und Bildende Kunst vereint, werden neue Sichtweisen eröffnet, humorvoll oder nachdenklich, leistet die eine Sparte das, was die andere nicht darstellen kann. Die Titel machen neugierig und überraschen durch originelle Umsetzungen: so "Arbeiterliteratur", Hausbibliothek", "Kleiderbüchl", "Bibl. Popl." oder eben "Pegasus".
Will die visuelle Poesie die ungeheure Bedeutung der Entwicklung von Buchstaben und Worten, ja unserer Sprache und Schrift überhaupt für die Kommunikationsfähigkeit des Menschen ins Bewusstsein rücken, so nimmt sich Pfister das Buch als allgemeinen Begriff zum Thema. Das Buch ist sowohl "Symbol geistiger Tätigkeit, aber auch eines permanenten dialogischen Gegenübers", wie Lisa Puyplat, Leiterin der Städtischen Galerie Erlangen schrieb. Pfisters Buchobjekte - Übersetzungen seiner Gedankenspiele - sind verschlüsselt in seinen künstlerischen Kosmos übersetzt und appellieren an das Wissen, Wiedererkennen oder einfach das Erkennen der Betrachter.

Das Buch als massenhaft vervielfältigtes Medium wird verwandelt in ein künstlerisches Unikat mit Verallgemeinerungswert für eine thematische Gruppe, für ein Nutzercharakteristikum oder für sinnbildhafte Sätze zum Thema ‚Buch’, wie der geläufige Spruch "die Bücher haben Sie alle ausgelesen?"
Nach einer Begrüßung durch Heidi Bierwisch, ehrenamtliche Leiterin des Forum Konkrete Kunst führt Dr. Friedrich W. Block fachkompetent in die Ausstellung ein. Friedrich W. Block – selber visueller Poet – leitet das Zentrum für experimentelle und visuelle Poesie ‚kunsTTempel’ in Kassel und war im Forum in der Peterskirche bei Kolloquium und Ausstellung "Dialog der Generationen" bereits als Künstler beteiligt. 
Die Ausstellung ist vom 29. August bis 10. Oktober jeweils von Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr zu sehen.