"On earth" - William Lamson-Ausstellung des Kunstverein Erfurt in der Kunsthalle

16.11.2010 18:11

William Lamson (*1977 in Arlington/Virginia, lebt und arbeitet in Brooklyn, NY) verhandelt in seinen Videos und Fotografien nicht nur die einfachen Mittel der Kunst, sondern auch "Macho-Klischees", indem er selbst die Rolle des "männlichen Mannes" spielt und gleichzeitig ironisch hinterfragt.

Es geht also um Körpereinsatz, und es wird viel geschossen - meist auf Luftballons. Doch wenn aus diesen zerschossenen Ballons Farbe rinnt, entstehen auf dem umliegenden Papier oder darüber hinaus wunderbare - und wunderbar zufällige - Zeichnungen und Installationen.

Auch im öffentlichen und/oder Natur-Raum hinterlassen die vielseitigen Aktionen Lamsons mitunter Spuren, die auf (Foto-) Papier oder im Video festgehalten werden. Entsprechende Stand- oder Bewegtbilder, welche die Aktionen selbst wie auch deren Resultate dokumentieren, haben zudem häufig eine ungemein poetische Wirkung, die an stimmungsvolle Malerei erinnert. So reflektiert Lamson immer auch über die spielerisch gebrauchten Mittel der Kunst, mit denen sich komplexe Wirkungen erzielen lassen. Zudem bildet die Dualität von Natur und Kultur für Lamsons Arbeiten einen weiten, kontextuellen Rahmen. Damit referiert der Künstler auch auf heute "klassische" Positionen der (amerikanischen) Konzeptkunst und Land Art der 60er/70er Jahre. So begibt er sich etwa in die weite Landschaft Nord- und Südamerikas, um der Natur tatsächlich etwas "abzugewinnen". In seinen Videos Automatic (2009) sind es letztendlich Meer und Wind als Naturgewalten, welche dem Künstler über einen selbst konstruierten Apparat "automatisch" phantastische Zeichnungen und ebensolche Bewegtbilder bescheren. In der Erfurter Ausstellung wird zudem Lamsons neueste Arbeit, A Line describing the Sun (2010), als Double-Channel-Projektion präsentiert. Diese entstand während eines dreimonatigen Aufenthalts des Künstlers am Center for Land Use Interpretations in Wendover/Utah. Das Video zeigt Lamson, der mit Hilfe einer überdimensionalen Linse direkt in den harten Wüstenboden eine Linie brennt – eine im Schöpfungsprozess aufwendige, "monumentale" Zeichnung, die dennoch kaum zu sehen ist und witterungsbedingt ohnehin wieder verschwindet. Somit erteilt Lamson selbst der (eigenen) großen Geste der Natur gegenüber eine klare Absage. Doch seine überwältigenden Videobilder bleiben im Bildgedächtnis des Betrachters eingebrannt. 
Eröffnung am Donnerstag, dem 18.11.2010, 19:30 Uhr in Anwesenheit des Künstlers. Einführung in die Ausstellung: Dr. Silke Opitz, Kunsthistorikerin und Kuratorin. Ausstellungsdauer: 18.11.2010 - 16.01.2011