František Drtikol. Fotografien: Kabinettausstellung im Angermuseum

23.07.2012 17:00

"[…]Ich bin Fotograf. Ich habe mit Licht fotografiert. Ich habe mit dem Licht der Erkenntnis in die Seelen der Menschen geschrieben." (Tagebucheintrag, František Drtikol).Bis 23.09.2012 wird im Angermuseum dienstags bis freitags von 13 bis 19 Uhr und samstags bzw. sonntags von 11 bis 19 Uhr die Ausstellung "František Drtikol. Fotografien" gezeigt. 

František Drtikol (1883–1961) gehört, neben Jaromír Funke und Jaroslav Rössler, in die erste Reihe der künstlerisch-fotografischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Tschechien. Die Ausstellung, in Zusammenarbeit mit der Galerie Kicken Berlin entstanden, widmet sich der Aktfotografie, einem Schwerpunkt im fotografischen Werk von Drtikol. Die Kabinettausstellung im Angermuseum zeigt ca. 50 Exponate, überwiegend seltene Vintageabzüge aus verschiedenen europäischen und amerikanischen Privatsammlungen.  
František Drtikol ging nach einer Fotografenlehre im Atelier Antonin Mattas in Příbram (1898-1901) nach München, wo er die Lehr- und Versuchsanstalt für Fotografie besuchte. Nach seiner Lehre eröffnete er ein Studio, erst in Příbram und später in Prag (1907-1935), das er sehr erfolgreich führte. In den 1920er und 30er Jahren prägten Stummfilm, Avantgarde und Art Deco sein Schaffen. Seine frühen Fotografien, in denen er seine Akte abwechselnd als Traumnymphe oder Femme fatale inszeniert, sind stark vom Jugendstil und Symbolismus beeinflusst. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs entwickelte er einen eigenen faszinierenden fotografischen Stil, der von geometrischen Elementen, expressiv-dynamischen Posen und dramatischen Lichtinszenierungen geprägt ist. Als "Fotograf des Art Déco", so Anna Fárová, fand Drtikol zu einer eigenständigen, vom Futurismus, Expressionismus und Kubismus inspirierten, dennoch stets lyrischen Formensprache.
Noch vor dem 2. Weltkrieg gab František Drtikol die Fotografie auf und widmete sich fortan der Malerei und buddhistischen Lehre. Erst in jüngerer Zeit wird sein in Vergessenheit geratenes fotografisches Werk erforscht und 1972 erstmals durch eine Ausstellung von Anna Fárová in Prag wiederentdeckt. František Drtikol starb 1961 vereinsamt in Prag, in seiner Geburtsstadt Příbram wurde er beigesetzt.
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog im Hatje Cantz Verlag mit Beiträgen von Anna Farova, kürzlich verstorbene Grande Dame der tschechischen Fotografieforschung und Wiederentdeckerin Drtikols, Matthew Witkovsky, Head Curator of Photography am Art Institute of Chicago, Vladimir Birgus, Kurator und Fotohistoriker, sowie Daniela Mrazkova, Sammlerin und Kunsthistorikerin.
Parallel zur Ausstellung " František Drtikol. Fotografien" zeigt das Angermuseum:
Regine Bonke | Vom Denken im Raum | Konkrete Papierobjekte:
Mit Boden und Wandobjekten, mit Winkeln, Stelen und Kuben gestaltet Regine Bonke behutsam, niemals laut, Dialoge mit dem Raum. Ihre Formen und Formenreihungen beziehen sich auf universell gültige, geometrische Proportionen. Die Künstlerin trotzt so der Welt ein bisschen System ab und setzt dem alltäglichen Chaos Geradlinigkeit, Klarheit und Harmonie entgegen.
In Erfurt ist Regine Bonke seit vielen Jahren dem Forum Konkrete Kunst verbunden, wo sie 2001 erstmals ausgestellte. 2004 trug sie dann mit ihren plastischen Arbeiten in einer Gruppenausstellung dazu bei, im Angermuseum eine "kleine Kathedrale der Moderne" (TLZ v. 10.04.04) entstehen zu lassen. Über 190 Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland und weltweit haben ihr Werk weit überregional bekannt gemacht.

Zum ersten Mal seit der Wiedereröffnung des Angermuseums werden im großen Sonderausstellungsraum ausschließlich Objekte und Rauminstallationen präsentiert, darüber hinaus wird man auch in anderen Räumen und an der barocken Fassade des Angermuseums kleine Interventionen der Künstlerin finden, welche die Wahrnehmung herausfordern und längst bekannt Geglaubtes ins Blickfeld rücken.
Ausstellungsinformationen

22.07. - 23.09.2012
Regine Bonke | Vom Denken im Raum | Konkrete Papierobjekte
Begleitend zur Ausstellung liegt ein Katalog im Verlag der Kunst Dresden vor.

Im Kabinett:

František Drtikol | Fotografien
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hatje Cantz Verlag.