"Florilegia – Nora Rochel. Stadtgoldschmiedin 2013" und "Wertanlage. Erfurter Stadtgoldschmiede von 1994 bis 2009"

15.08.2013 14:16

Vom 17. August bis 29. September zeigt die Galerie Waidspeicher im Kulturhof Krönbacken in der Michaelisstraße 10 die zwei Schmuckausstellungen "Florilegia – Nora Rochel. Stadtgoldschmiedin 2013" und "Wertanlage. Erfurter Stadtgoldschmiede von 1994 bis 2009". Die Ausstellungen werden am 17. August um 19 Uhr eröffnet.

Schmuck ist das aktuelle Thema in der Galerie Waidspeicher. Dabei steht der lateinische Begriff Florilegia (Singular: Florilegium) für „Blütenlesen“ oder „Lesefrüchte“; er kann also sowohl im klassisch griechischen Sinn eine Anthologie von Gedichten, Texten, Textauszügen und Redewendungen bezeichnen, als auch eine Sammlung von botanischen Illustrationen. Wobei im letzteren Fall die Pflanzen weniger wissenschaftlich als ornamental-dekorativ dargestellt werden.

Der Arbeitsschwerpunkt der diesjährigen Stadtgoldschmiedin Nora Rochel – die florale Schmuckgestaltung – korrespondiert mit einem sehr bezeichnenden Synonym der Stadt Erfurt, der Blumenstadt.

Im Mai 2013 trat die gebürtige Heidelbergerin das Amt der Stadtgoldschmiedin an. Drei Monate lang wohnte, lebte und arbeitete sie in Erfurt, sammelte Eindrücke, setzte sich mit der Tradition der Stadt als Ort des Waidhandels, dem Erwerbsgartenbau und der Blumensamenzucht auseinander. War es anfänglich der Waidanbau, der der Stadt zu ihrem Reichtum und Ansehen im 13. bis 15. Jahrhundert verhalf, wurde durch das Aufleben des Gartenbaus im 18. Jahrhundert der Blumensamen zu einem wichtigen Exportgut der Stadt.

Nora Rochel experimentiert intensiv mit einer ihr Oeuvre bestimmenden Technik, dem Fertigen von Wachsmodellen. Diese werden durch den Vorgang des Gießens zu Schmuckstücken vornehmlich aus Silber. Entstanden sind Blütenringe, Ketten, die an Fruchtstände erinnern und Armreifen in organischen Formen. Der Einsatz von Edelsteinen und die verschiedenartige Behandlung der Oberfläche, verleihen den Schmuckobjekten einen besonderen Reiz.

Außerdem kann der Besucher in der Galerie Waidspeicher die parallel zum Schmuck gezüchteten Pflanzen, die Nora Rochel zu Beginn ihrer Tätigkeit in Erfurt als Samen ausgesät hat, in ihrer Pracht bewundern.

Seit 1994 wird in Erfurt das Amt des Stadtgoldschmiedes in regelmäßigen Abständen ausgeschrieben. In Korrespondenz zur Einzelausstellung Florilegia von Nora Rochel präsentiert die Ausstellung Wertanlage neue Arbeiten aller bisherigen Erfurter Stadtgoldschmiede: Katrin Lucas (1994), Karl Frisch und Brigitte Moser (1996), Masako Hamaguchi (1998), Katja Korsawe (2000), Felix Lindner (2002), Helen Britton (2007) und Volker Atrops (2009).

Der Titel spielt zum einen mit dem Wert, der seit alters her Schmuck zugesprochen wird, aber auch mit dem besonderen Amt, welches die Stadt auslobt. Deutschlandweit gibt es ein solches symbolisches Amt nur noch in Hanau. Erfurt setzt damit auf seine Tradition im Schmuckbereich, die insbesondere durch das Erfurter Schmucksymposium begründet wurde.

Ab 17. August ist im Erdgeschoss der Galerie Waidspeicher unkonventioneller, opulenter, schräger, hintersinniger, innovativer Schmuck zu sehen. Colliers, Broschen, Arm- und Ohrschmuck, denen allen eines gemeinsam ist – klassisch sind sie nicht! Neben Gold und Silber finden aber vor allem die unedlen Materialien Verwendung wie Glas, Eisen, Horn, Haar und Kautschuk – der sogar in handelsüblicher Form als „Schnippsgummi“ verarbeitet wurde.

Teilweise haben die Schmuckgestalter wie Katrin Lucas ihr spezielles Erfurt-Thema – „Siegel“ – fortgeführt. Helen Britton hat weiter „Materialreserven“ aus dem Thüringer Land, aus Lauscha, verarbeitet. Andere haben wiederum innovative und  spannende Wege beschritten, sich neuen Experimenten mit Formen und Farben gewidmet.

Am 29. August und 26. September finden um 17 Uhr Führungen durch die Ausstellungen statt.