„Naturwissenschaftliche Untersuchungen am Erfurter Schatz“: Vortrag von Dr. Oliver Mecking (TLDA) im Rahmen des Erfurter Synagogenabends

27.08.2013 15:48

Dr. Oliver Mecking vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie gibt am 10. September 2013, 19:30 Uhr Einblick in die naturwissenschaftlichen Untersuchungen des Erfurter Schatzes. Der Vortrag, der im Rahmen des Erfurter Synagogenabends in der Alten Synagoge stattfindet, zeigt, wie ein Team des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie und weitere Kooperationspartner naturwissenschaftliche Methoden anwendet, um zu historischen Erkenntnissen über den Erfurter Schatz zu gelangen.

Dr. Oliver Mecking veröffentlichte bereits erste Ergebnisse der Untersuchungen in der Publikationen-Reihe "Die mittelalterliche jüdische Kultur in Erfurt". Während der Band 2 der Schriftenreihe die Schmuckstücke des Schatzes in den Blick nimmt, widmet sich Band 3 den Münzen und Barren. Die 3141 Turnosen sind der größte Fundkomplex dieser Münzen überhaupt, gemeinsam mit den Silberbarren liefert ihre Untersuchung einen wichtigen Beitrag zur Geld- und Wirtschaftsgeschichte des hohen Mittelalters. Mit der Materialanalyse kann über den Silbergehalt Auskunft zum Wert und die Prägungsumstände der Münzen und Barren gegeben werden. Bei den Turnosen konnten bei einigen Stücken eine besondere Herstellungstechnik nachgewiesen werden, die zu einer Materialeinsparung von 30 Prozent Silber führte.

Die Analysen von mittelalterlichen Goldschmiedeobjekten stellt eine große Herausforderung dar, da das Wissen über die im Mittelalter verwendeten Materialien und angewandten Techniken bisher noch gering ist. Hinzu kommt, dass es nur wenige überlieferte Funde und somit entsprechende Analysen über mittelalterliche Goldschmiedeobjekte gibt. Zusätzlich dürfen die Objekte nicht durch die Messung verändert werden. Durch die Untersuchungen konnten die Technologie und die Materialien der gotischen Goldschmiede detailliert beschrieben werden. Sie geben damit das erste Mal einen Einblick in die technischen Möglichkeiten der Zeit.

Der Erfurter Schatz stellt mit Abstand den größten Komplex profaner Gold- und Silberschmiedekunst der Gotik dar. Kunstwerke solcher Art haben sich kaum erhalten, da sie aufgrund ihres hohen Materialwertes bei Bedarf eingeschmolzen und neu verarbeitet wurden. Die Erfurter Stücke sind nicht nur kunsthistorisch von großer Bedeutung, sondern sie sind auch ein einzigartiges Zeugnis mittelalterlich-jüdischer Kultur.

Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe "Erfurter Synagogenabend". An jedem zweiten Dienstag des Monats finden in der Alten Synagoge im Wechsel Vorträge zu ausgewählten Themen oder Konzerte statt. Aus statischen Gründen dürfen im 1. Obergeschoss der Alten Synagoge nur 40 Stühle gestellt werden. Rechtzeitiges Erscheinen wird daher empfohlen. Einlass: ab 19:00 Uhr, Eintritt frei.