"Alles Tracht? Ländliche Kleidung im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert": Neuer Ausstellungsbereich und Schaudepot für Textilien

08.04.2014 13:36

Gestern wurde im Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt ein neu gestalteter Ausstellungsbereich vorgestellt. Unter dem Titel "Alles Tracht? Ländliche Kleidung im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert" setzt sich der neue Bereich kritisch mit der traditionellen Trachtenforschung auseinander und beschäftigt sich mit dem Phänomen „Tracht“ im gesellschaftlichen Kontext. Zudem war es möglich, das nach langen Umbaumaßnahmen wiedereröffnete Schaudepot für Textilien zu besuchen. Danach ist das Depot nach Anmeldung und zu besonderen Anlässen zugänglich.

Eine Frau mit blondem Haar, roter Jacke und buntem Tuch zeigt einen dunkelbraun, reich verzierten Umhang mit Volant, den sie gerade aus einer Reihe verschiedener Umhänge, die sich auf einer Kleiderstange befinden, herausgezogen hatte. Über dem mit einem Vorhang geschlossenen "Kleiderschrank" eine Reihe Schachteln auf einem Regalboden.
Foto: Im Schaudepot Historische Textilien: Textilrestauratorin Antje Hirschberger präsentiert Sonntagskirchmäntel Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / D. Urban

Tracht stellte im 19. Jahrhundert weit mehr als nur eine Kleidungsform dar. Vielmehr geriet sie zum Sinnbild für Zucht und Ordnung, für Gottesfurcht und Herrschertreue. Neben (Fest-)Trachten und -accessoires aus verschiedenen Thüringer Landschaften werden Kleidungsstücke einer 1905 geborenen Südthüringerin dokumentiert - fern jeder Trachtenromantik.

Eine Dame mit dunklem Haar und Brille präsentiert mit Handschuhen eine gefütterte Haube mit blauen Bändern und floralem Schmuck. Im Hintergrund Kartons in Regalen.
Foto: Dr. Marina Moritz, die Direktorin des Volkskundemuseums, kennt sich aus: Zur Eröffnung präsentierte sie eine sogenannte "Schute" aus Südthüringen, aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / D. Urban

Alltags- und Festkleider waren in Form und Aufbau meist identisch: Hemd, Ärmelmieder, Mieder, Rock, Schürze, Haube, Schultertuch und an kühlen Tagen eine (gefütterte) Jacke für die Frau; Leinenhemd, Kniehose, Schoßrock, Weste und Wollstrümpfe für den Mann. Eintönigkeit herrschte  nicht. Verschiedene Stoffe, Farben und Accessoires schafften Unterschiede in vielerlei Hinsicht und sorgen für Abwechslung.