Ein Zauberbuch im Stadtmuseum - eine Kooperation mit der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/ Gotha ermöglicht die Ausstellung einzelner Bücher aus der Bibliotheca Amploniana

17.09.2014 11:38

Seit gestern wird im Stadtmuseum Erfurt, Johannesstraße 169, ein "Zauberbuch" mit dem Titel "Doctoris Joh. Fausti Nicromantia sua Cabula Nigra et Alba ...London cum Literis Gantioni – 1489" präsentiert. Es handelt sich dabei um eine Handschrift des 18. Jh. Der Titel legt nahe, dass es sich um die Abschrift eines Druckes handelt. Der Schreiber hat das Druckjahr mit 1489 angegeben. Der angebliche Verfasser ist ein Dr. Johannes Faustus. Der angebliche Druckort ist London. Ein passender Inkunabeldruck lässt sich allerdings nicht nachweisen.

Amploniana zählt zu den bedeutendsten Handschriftensammlungen Deutschlands

Foto: Zauberbuch: Doctoris Joh. Fausti Nicromantia sua Cabula Nigra et Alba ... London cum Literis Gantioni, 1489. Papierhandschrift, 18. Jh. Foto: © UB Erfurt, Depositum Erfurt, CE. o.S. 8° 44

Illustration zum vierfachen faustischen Höllenzwang

Zauberbücher erlebten zwischen dem späten Mittelalter und dem 18. Jh. eine Blütezeit. Sie enthalten meist astrologische Regeln, Listen von Engeln und Teufeln bzw. Dämonen, verschiedene Zaubersprüche und Anleitungen zum Herbeirufen von magischen Wesen. Die Wesen müssen dann Aufträge des Magiers ausführen. Die gezeigte Illustration zum vierfachen faustischen Höllenzwang bezieht sich auf ein solches Herbeizitieren. Die Gestalt des Doktor Johannes Faustus spielt als Gewährsmann und großer „Schwarzkünstler“ dabei eine zentrale Rolle.

Der historische Dr. Faustus wurde gegen Ende des 15. Jh. wahrscheinlich in Württemberg geboren und starb um 1540. Mit seiner Person in Zusammenhang stehende Anekdoten, Geschichten und Schwänke wurden um 1556 in Erfurt aufgezeichnet und um 1580 von einem Unbekannten zur Historia von D. Fausten zusammengesetzt, die dann gedruckt wurde. Die in der Handschrift genannten Vorbesitzer, Franz Adolf Cramer und Walter Corsep verweisen auf Kreise der Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften zu Erfurt.

Papierhandschrift ist nur wenige Wochen zu sehen

Die Papierhandschrift wird für wenige Wochen im Stadtmuseum in der Ausstellung "Rebellion, Reformation, Revolution" zu sehen sein.

Größte heute beinahe geschlossen erhaltene Handschriftensammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten weltweit

Eine Kooperation zwischen dem Stadtmuseum Erfurt und der Erfurter Universitäts- und Forschungsbibliothek ermöglicht es, regelmäßig Bücher aus den bedeutenden historischen Beständen der Bibliotheca Amploniana, der größten heute beinahe geschlossen erhaltenen Handschriftensammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten weltweit, zu zeigen.