Aus dem Fundus der weltweit größten erhaltenen Handschriftensammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten: Handschriftenwechsel im Erfurter Stadtmuseum

09.12.2014 14:52

Ab Dienstag, 9. Dezember 2014, präsentiert das Stadtmuseum Erfurt im "Haus zum Stockfisch", Johannesstraße 169, eine juristische Handschrift der berühmten Handschriftensammlung Amploniana, die auf den Arzt und Gelehrten Amplonius Rating de Berka zurückgeht. Das Blatt 134v zeigt eine farbenfrohe Initialgestaltung mit Blattgold verzierten Blättern und Blüten aus dem Jahre 1432.

Dekretale von Nicolaus de Tudeschis, Theologe, Erzbischof von Palermo und Lehrer des Kirchenrechtes in Bologna

Bild: Juristische Handschrift aus dem Jahre 1432 Bild: © UB Erfurt, Depositum Erfurt, CA. Folio 210

Die Bibliotheca Amploniana ist die größte noch weitgehend geschlossen erhaltene Handschriftensammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten weltweit und zugleich eine der bedeutendsten Sammlungen mittelalterlicher Handschriften in Deutschland.

Die Handschrift, die vermutlich aus Italien stammt, auf das Jahr 1432 datiert wird und sich derzeit als Leihgabe im Erfurter Stadtmuseum befindet, enthält den Text „Lectura in Decretales“. Das sind „Vorlesungen über die Dekretalen" von Nicolaus de Tudeschis (1386 – 1445), Theologe, Erzbischof von Palermo und Lehrer des Kirchenrechtes in Bologna.

Eine Dekretale ist eine seit dem 4. Jahrhundert in Urkundenform veröffentlichte Antwort des Papstes auf eine Rechtsanfrage oder eine Entscheidung im Rahmen der päpstlichen Jurisdiktionsgewalt, die in kirchenrechtliche Sammlungen aufgenommen und dadurch als allgemeine Norm rezipiert wurde.

In der Papierhandschrift finden sich zahlreiche farbige Initialen mit floralen, ornamentalen und zoologischen Details, sowie Rankenwerk und reichem Blattgoldschmuck.

Präsentiert wird, bis einschließlich 18. Januar 2015, das Blatt 134v. Es zeigt im Binnenfeld eine reich verzierte Initiale einer menschlichen Gestalt vor einem mit Blattgold belegten Hintergrund und gewundenen, blattartigen Strukturen. Aus dem Hauptkörper der Initiale wachsen längliche, gewundene Blätter, die in sternförmigen Blüten enden.

Eine reich verzierte Fassade mit Erker, im Hintergrund blauer Himmel
Foto: Vier Mal im Jahr wird jeweils ein Exemplar der berühmten mittelalterlichen Handschriftensammlung Amploniana im Stadtmuseum Erfurt in der Johannesstraße gezeigt Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Eine Kooperation zwischen dem Stadtmuseum Erfurt und der Erfurter Universitäts- und Forschungsbibliothek ermöglicht es, vier Mal im Jahr jeweils ein Exemplar der berühmten mittelalterlichen Handschriftensammlung Amploniana im Stadtmuseum Erfurt zu zeigen.

Die Handschrift wird in der Ausstellung "Rebellion, Reformation, Revolution", präsentiert. Geöffnet ist das Stadtmuseum Dienstag bis Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr.