Der Münzhumpen: Ein Werk des Erfurter Goldschmieds Friedrich Engau, entstanden zwischen 1655 und 1662

20.04.2015 16:26

Eine in gleich mehrfacher Hinsicht große Seltenheit ist im Angermuseum zu bewundern. In der bewegten Geschichte der Stadt gingen profane Erfurter Goldschmiedearbeiten fast gänzlich verloren. So ist der mit 32 Münzen geschmückte, teilvergoldete und in reicher Treibarbeit dekorierte silberne Münzhumpen bereits an sich eine Rarität. Als er auf einer Londoner Auktion anonym angeboten wurde, erkannte das Angermuseum sogleich, um welche Kostbarkeit es sich handelt.

reich verziertes Trinkgefäß
Bild: Münzhumpen des Erfurter Goldschmieds Friedrich Engau, entstanden zwischen 1655 und 1662, Silber, teilvergoldet, Höhe: 19,4 cm, Breite: 19,2 cm, Tiefe: 14,5 cm Bild: © Angermuseum Erfurt, Inv. Nr. 2014-14, Foto: Stadtverwaltung Erfurt / D. Urban

Die Initialen der Meistermarke („F E“) führten zum Erfurter Goldschmiedemeister Friedrich Engau (Meister 1647, erwähnt bis 1662), vom dem bis dahin weder das Meisterzeichen, noch ein Werk bekannt waren. Mehr noch: Das Trinkgefäß ist das weltweit einzige bis jetzt bekannt gewordene Exemplar eines Münzhumpens aus Thüringer Produktion überhaupt.

Engaus Humpen entspricht einem Gefäßtypus, der im 16. Jahrhundert aufkam. Ihre Hauptausprägung und größte Beliebtheit erfuhren Gefäße mit eingelassenen Münzen im 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Münzhumpen Friedrich Engaus steht den Vergleichsstücken aus den Goldschmiedezentren Augsburg und Nürnberg in nichts nach. Die jüngste von Engau verwendete Münze lieferte den Hinweis zur Datierung, die Dr. Miriam Krautwurst, Kustodin für Kunsthandwerk am Angermuseum Erfurt, auf sieben Jahre genau – zwischen 1655 und 1662 – eingrenzen konnte. Dank Unterstützung der Rudolf-August Oetker Stiftung, der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung erworben, ist Engaus Trinkgefäß somit auch ein seltener Beleg für das einst hohe Niveau der Erfurter Goldschmiedekunst des 17. Jahrhunderts.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, das originale Werk in der Eingangshalle des Angermuseums kostenfrei in Augenschein zu nehmen.

In Kurzführungen, die vom 21. April  bis zum 12. Mai 2015 jeweils dienstags um 13 Uhr angeboten werden, darf man sich auf spannende Erläuterungen zum kunstvollen Aufbau, dem Münzprogramm und zur Fertigungstechnik freuen.