Graf von Gotters "Erdenwinkel" – Eine geodätische Spurensuche in Molsdorf und Umgebung

03.06.2015 13:26

Anlässlich der diesjährigen Schlössertage wird im Schloss Molsdorf seit dem 23. Mai 2015 die Ausstellung "Graf von Gotters 'Erdenwinkel' – eine geodätische Spurensuche in Molsdorf und Umgebung" gezeigt. Unter der Schirmherrschaft des Deutschen Vereins für Vermessungswesen lädt sie noch bis Sonntag, 7. Juni, 18 Uhr, zu einer spannenden Spurensuche ein.

Zeichnung eines Schlossgartens
Foto: Mit dem Umbau der Wasserburg zu einem Schloss und der Umgestaltung des Parkgeländes hinterließ Graf Gotter in der Zeit von 1733 bis 1748 seine Spuren. Hier der See im Herzoglichen Garten zu Molsdorf, 1824 Foto: © Stadtarchiv Erfurt

Von Menschen besiedelte Räume unterliegen permanent Veränderungen. Demographischer Wandel, Ausbau der technischen Infrastruktur und Schutz der Natur-und Kulturlandschaften sind aktuelle und kontrovers diskutierte Themen. Als Vermittler zwischen den unterschiedlichen Interessen sind Geodäten unter anderem als Landentwicklungsspezialisten gefragt.

Landwirtschaft, Naturschutz, Forstwirtschaft, Verkehrsinfrastruktur, Wasserwirtschaft – eine Vielzahl von Akteuren prägen die ländlichen Räume. Ihnen ist gemeinsam, dass sie neben der Beanspruchung von Flächen auch in bestehende Eigentumsstrukturen eingreifen. Die Ausstellung stellt sich diesen Themen und dokumentiert an Hand unterschiedlichen Kartenmaterials die Veränderungen eines Siedlungsraumes am Beispiel der Gemarkung Molsdorf.

Mit dem Umbau der Wasserburg zu einem Schloss und der Umgestaltung des Parkgeländes hinterließ Graf Gotter in der Zeit von 1733 bis 1748 seine Spuren. Am Nordportal des Schlosses grüßt noch heute sein von Horaz entlehntes lateinisches Motto, das man sinngemäß so übersetzen kann: "Dieser Erdenwinkel lacht mir vor allem(anderen) zu."

Gotters Erdenwinkel unterlag zu späteren Zeiten tiefgreifenden Veränderungen. Der Bau der Autobahn A4 in den 1930er Jahren, die nach dem Zweiten Weltkrieg verordnete Bodenreform und die anschließende Kollektivierung der Landwirtschaft prägten das Landschaftsbild neu. Die Neubaustrecke des ICE und die Autobahn A71 führten in jüngster Zeit zu weiteren erheblichen Einschnitten.

Aufgabe der Geodäten ist es, diese Veränderungen nicht nur zu erfassen und zu dokumentieren, sondern im Rahmen der Flurbereinigung fachlich zu begleiten und so für eine geordnete Struktur der Grundstücke zu sorgen.