"Der Erfurter »Reformationsteppich« und die Kindersegnung Christi"

10.07.2015 12:00

Am Dienstag, dem 14. Juli, 19 Uhr, spricht Dr. Susanne Wegmann von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas, im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung "Kontroverse und Kompromiss. Der Pfeilerbilderzyklus des Mariendoms und die Kultur der Bikonfessionalität im Erfurt des 16. Jahrhunderts"" im Angermuseum Erfurt zum Thema "Der Erfurter »Reformationsteppich« und die Kindersegnung Christi".

Jesus mit Heiligenschein trägt ein Kind auf dem Arm, vor ihm eine Frau, die ihm ebenfalls ein Kind reicht, um dieselben herum weitere Frauen mit Kindern. Die Szene wird umrahmt von einer Schmuckranke.
Bild: Mitteldeutsche Werkstatt nach Kupferstich von Georg Pencz (ca.1500-1550): Kindersegnung. Mitte 16. Jahrhundert. Bildteppich, Seide, Wolle ,117,5 x 176,5 cm Bild: © Caritas Kinder- und Jugendheim St. Vincenz Erfurt, Leihgabe Dom St. Marien, Erfurt. Foto: Falko Behr

Der Erfurter „Reformationsteppich“ gehört zweifellos zu den bislang kaum beachteten Schätzen der Erfurter Kunstgeschichte des 16. Jahrhunderts.

Der Vortrag wird die aus dem Erfurter Dom stammende, wertvolle Tapisserie aus Wolle und Seide erstmals näher vorstellen. Sie entstand Mitte des 16. Jahrhunderts vermutlich in einer Teppichwirkerei in Mitteldeutschland, die häufig ausgewanderte und von Fürsten und finanzkräftigen Städten angeworbene flämische Bildwirker betrieben. Flämische Einflüsse sind in der Ausführung erkennbar, doch das Bildthema wurde vor allem durch die Cranach-Werkstatt in lutherischen Zusammenhängen populär. Nur wenige dezidiert reformatorische Bildthemen sind auf Tapisserien erhalten. Die Kindersegnung kann jedoch auf mehreren Wirkereien des 16. Jahrhunderts nachgewiesen werden. Dabei lieferte erstaunlicherweise nicht die Cranach-Werkstatt das Vorbild für die Ikonographie, sondern der Nürnberger Maler und Kupferstecher Georg Pencz.

So wird einerseits die Entwicklung der frühneuzeitlichen Teppichmanufakturen in Mitteldeutschland Thema des Vortrags sein, andererseits aber auch die vermeintlich lutherisch geprägte Ikonographie der Kindersegnung Christi thematisiert werden.