Verhängnisvoll verstrickt: Richard Hesse und Leo Hirsch – zwei jüdische Funktionäre und ihre Lebenswege in zwei Diktaturen. Buchvorstellung mit Autorin Heidi Bohley

05.10.2015 10:12

Am 7. Oktober um 19 Uhr berichtet Heidi Bohley vom Verein Zeit-Geschichte(n) in Halle im Erinnerungsort Topf & Söhne über zwei jüdische Biografien, die verhängnisvoll miteinander verstrickt waren.

großes saniertes Gebäude im Halbdunkel mit Schriftzug um die Hausecke: "Stets gern für Sie beschäftigt, ..."
Foto: Im Erinnerungsortes Topf & Söhne finden regelmäßig Abendvorträge statt. Am 7. Oktober geht es um zwei Lebenswege in unterschiedlichen Diktaturen Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / D. Urban

Der Rechtsanwalt Richard Hesse wurde zum Opfer in zwei Diktaturen. Zwölf Jahren Entrechtung und Deportation im Nationalsozialismus folgten nach 1945 weitere acht Leidensjahre in den Lagern und Zuchthäusern von Torgau, Buchenwald, Waldheim und Bautzen. Böses wurde ihm dabei auch von einem einzelnen Menschen angetan, Leo Hirsch.

Als 1945 beide Männer aus dem KZ Theresienstadt zurückkehrten, sprach sich die jüdische Gemeinde für Richard Hesse als Vorsitzenden aus. Um selbst in diese Position zu gelangen, denunzierte ihn Leo Hirsch. Während Hesse zu Unrecht verurteilt wurde, machte Hirsch Karriere beim Rat der Stadt Halle.

Heidi Bohley zeigt in ihrem mit Uta Franke und Falco Werkentin verfassten Buch, wie diktatorische Systeme Opportunismus fördern und Niedertracht belohnen und wie menschliche Schwächen in Diktaturen sehr viel schlimmere Konsequenzen als in rechtssicheren Verhältnissen haben können. Am konkreten Beispiel werden die Etappen rassistischer Verfolgung und die Zerstörung der jüdischen Gemeinden im Nationalsozialismus sowie die berüchtigten Waldheim-Prozesse und die Bedrohung jüdischen Lebens in der DDR beleuchtet.

Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Landesbeauftragten des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur statt. Der Eintritt ist frei.