„Wege zu Cranach“ – Rückblick auf das Cranach-Jahr 2015

20.10.2015 14:00

So viel Cranach gab es noch nie. Das Jahresmotto „Bild und Bibel“ der Lutherdekade aus Anlass des 500. Geburtstages Lucas Cranachs des Jüngeren wurde zum Ausgangspunkt einer Vielzahl von hochkarätigen Ausstellungen – darunter zwei Landesausstellungen – und Veranstaltungen sowie der Publikation eines Reiseführers. Die 13 Orte der Städtekooperation „Wege zu Cranach“ blicken auf ein überaus erfolgreiches Jahr zurück.

Mann mit langem Haar und Barth trägt ein Lamm als Symbol für den sich opfernden Christus auf seinen Schultern.
Bild: Lucas Cranach d. J.: Christus als guter Hirte, um 1540. Mischtechnik auf Holz (Rotbuche ?), 20,5 x 14,5 cm, bez. oben rechts, hinter dem Lamm, nach links ausgerichtetes Schlangensignet mit liegendem Flügel Bild: © Kunstmuseen der Landeshauptstadt Erfurt, Angermuseum, Inventar-Nr. 4411

Ein Gradmesser des großen Interesses an der Malerfamilie Cranach ist mittlerweile die Cranach-Webseite, deren breites Informationsangebot mit Veranstaltungshinweisen, Reiseempfehlungen, der Serie „Cranach des Monats“ und Originalbeiträgen von Cranach-Forschern von inzwischen deutlich über 15.000 Kunstfreunden im Monat genutzt wird.

Der im Frühjahr 2015 im Mitteldeutschen Verlag erschienene Reiseführer „Wege zu Cranach“ (9,95 Euro, ISBN 978-3-95462-400-3) hat sich im Laufe des Jahres zu einem kleinen Bestseller entwickelt und wurde für viele Besucher der Cranach-Orte zum willkommenen Anlass, auch andere Wirkungsstätten der Malerfamilie kennenzulernen.

Zahlreiche Ausstellungshöhepunkte, die teilweise noch bis 2016 zu sehen sind, lockten und locken die Menschen nach Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen.

Nürnberg stellt unter dem Titel „Zwischen Venus und Luther“ Cranachs Medien der Verführung vor, Coburg ergründete u. a. die „Dunkle Seite der Renaissance“, und Kronach richtete mit Blick auf das Cranach-Jahr sogar die Dauerausstellung seiner Fränkischen Galerie auf der Festung Rosenberg neu ein. Ein großer Magnet war und ist sicherlich die Landesausstellung in Sachsen-Anhalt (Lutherstadt Wittenberg, Dessau-Roßlau), die sich speziell Lucas Cranach dem Jüngeren widmete.

Ein zweibändiger Katalog würdigte den bislang zu wenig beachteten Sohn des Meisters und stellte neueste Forschungsergebnisse vor. Die nationale Landesausstellung „Luther und die Fürsten“ fand im Torgauer Schloss Hartenfels statt und beschrieb das Wechselspiel von Politik und Reformation. Unter dem gemeinsamen Motto „Bild und Botschaft“ führten die Thüringer Cranach-Ausstellungen nicht nur nach Eisenach, Gotha und Weimar, sondern auch in die Landeshauptstadt Erfurt und nach Neustadt an der Orla, das zu einem Geheimtipp für Cranachfreunde geworden ist.

Für alle Ausstellungsereignisse ist ein erfreulicher Besucheransturm zu verzeichnen. Das Ausstellungspublikum war nicht nur zahlreicher als sonst, sondern auch internationaler. Die vielerorts gern besuchten Begleitveranstaltungen wie Feste, Kinderausstellungen, Lesungen und Vorträge wurden vom regionalen Publikum dankbar angenommen. Fast überall wurden auch hierbei die regulären Besucherzahlen deutlich übertroffen.

Insgesamt wurde ein Trend bestätigt, dass Individualreisende ebenso wie Kulturreiseveranstalter insbesondere hochrangige Veranstaltungen ansteuern. Die Ausstellungs- und Veranstaltungsdichte rund um Cranach in Bayern sowohl als auch im Mitteldeutschen Raum wurde für viele Kunstfreunde zum Anlass, sich ein ganz eigenes Reiseprogramm zusammenzustellen.

Der große Erfolg des Cranach-Jahres ist für die Städtekooperation „Wege zu Cranach“ ein Ansporn, die Bemühungen um das Wirken der Malerfamilie weit über 2015 und 2017, dem Höhepunkt der Lutherdekade, lebendig zu erhalten. Wichtige Impulse gaben hierfür auch verschiedene wissenschaftliche Tagungen und Workshops, die neue Forschungsergebnisse zutage förderten. Die Cranachs sind nicht nur ein Publikumsmagnet, sondern – das hat dieses Jahr deutlich gezeigt – auch in der Kunstforschung Maler der Zukunft.