Borkenkäfer in Lauerstellung?

13.07.2016 13:34

Der ThüringenForst informierte in seiner letzten Medieninformation mit der Überschrift "Borkenkäfer in Lauerstellung" über die gegenwärtige Situation im Thüringer Landeswald. Da Thüringen und damit auch der Landeswald stark von Nadelholzbeständen geprägt wird, ging es in der Mitteilung vor allem um den Fichtenborkenkäfer, der in der Vergangenheit immer wieder großen wirtschaftlichen Schaden verursacht hat. Es gibt aber unter den etwa 150 verschiedenen Arten auch solche, die Laubbäume befallen und auch dort für Ausfälle sorgen. Gemessen an Häufigkeit und Umfang der Schäden sind Laubholzborkenkäfer für den Wald jedoch weniger problematisch.

Gesunde und gut wasserversorgte Bäume sind fast immer in der Lage, einen Befall durch Borkenkäfer abzuwehren. Dabei ist es gleich, ob es sich um Nadel- oder Laubbäume handelt und ob sich die Bäume in der Stadt oder im Wald befinden. Durch die Abgabe von Harz verschließt der Baum die Bohrstellen der eingedrungenen Käfer und unterbindet damit weitestgehend dessen Weiterverbreitung. Aber aufgrund des in einigen Gebieten Mitteldeutschlands seit Jahren anhaltenden Niederschlagsdefizits und der häufig damit verbundenen Hitzeperioden --da gehört das Erfurter Stadtgebiet zweifelsfrei dazu - kommt es zunehmend zu einer Schwächung der Bäume und damit zu einer nachlassenden Fähigkeit, sich vor dem Käfer zu schützen.

Dennoch, mit Ausnahme der Traubenkirschen am Gothaer Platz, haben die öffentlichen Laubbäume im Stadtgebiet bisher kein Problem mit Borkenkäfern.

Der aktuelle Befall an den Traubenkirschen am Gothaer Platz ist vielmehr eine Folge des dortigen Extremstandortes, wie trockenheißes Mikroklima im Sommer- und Streusalzeintrag im Winterhalbjahr. Dazu kommt, dass sich in etwa eineinhalb Meter Tiefe unter den Bäumen ein in Beton gefasster Auffangbehälter für Regenwasser befindet, wodurch die Bäume keine Verbindung zum Unterboden haben. Durch die Entnahme der vom Käfer befallenen Bäume und die Behandlung der Stämme der verbliebenen Traubenkirschen mit einem Pflanzenschutzmittel sollte das Borkenkäferproblem am Gothaer Platz zunächst gelöst sein. Vor der erforderlichen Nachpflanzung gilt es, die unmittelbaren Standortbedingungen für die Bäume nachhaltig zu verbessern.

Etwas anders sieht es auf den fichtenbestandenen Kommunalwaldstandorten, zum Beispiel am Schweinsberg in der Flur Niedernissa, und auf dem Hauptfriedhof aus. Dort ist es notwendig, im Sommerhalbjahr die Bestände wöchentlich zu kontrollieren und vom Käfer befallene Bäume sofort zu entfernen. Hilfreich ist dabei der Einsatz von Pheromon-Köderfallen im Rahmen des Borkenkäfermonitorings, womit es möglich ist, den Befallsdruck des Käfers zu messen. Der Befall der Traubenkirschen auf dem Gothaer Platz, als auch der Fichtenbestände im Kommunalwald und auf dem Hauptfriedhof, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch eine Folge des beginnenden Klimawandels. Dennoch ist es möglich, durch gute Beobachtung und schnelle Entnahme einzelner von Käfern befallener Bäume dessen weitere Ausbreitung und damit Schlimmeres zu verhindern. Den Baumkontrolleuren des Garten- und Friedhofsamtes kommt dabei eine besondere Verantwortung zu. Der seit Jahren in den kommunalen Fichtenbeständen begonnene Waldumbau und die damit einhergehende Erhöhung der Artenvielfalt im Kommunalwald wird helfen, die gegenwärtig noch auftretenden Massenvermehrungen des Fichtenborkenkäfers künftig stärker einzuschränken