Auschwitz durch die Linse der SS: Massenmord war Alltagsroutine ganz normaler Männer und Frauen

24.02.2017 10:40

In Auschwitz war der Massenmord Alltagsroutine ganz normaler Männer und Frauen. Einer von ihnen war SS-Obersturmführer Karl Höcker, Adjutant des letzten Kommandanten von Auschwitz Richard Baer. Er erstellte zur Erinnerung an seine Dienstzeit von Mai 1944 bis Januar 1945 ein Foto-Album, das die Akteure der Massenvernichtung ungarischer Juden im Sommer 1944 in ihrer Freizeit zeigt. Sie erfreuten sich ihres Lebens und waren stolz auf ihr Tun, für das sie militärische Ehren erfuhren.

Sensation: Unbekannte Verbindungen unter den SS-Größen wurden deutlich

Dieses Album wurde 1945 von einem Angehörigen des amerikanischen  Militärnachrichtendienstes in Frankfurt am Main gefunden und erst 2007 dem United States Holocaust Memorial Museum in Washington übergeben.

Das Bekanntwerden seiner Existenz war eine Sensation. Nun hat der Historiker Dr. Stefan Hördler, Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, gemeinsam mit einem belgischen und kanadischen Kollegen das Album analysiert und veröffentlicht. Ihr Buch entschlüsselt die Fotos und erläutert deren Kontext  in Beiträgen internationaler Autoren.

Am 2. März um 19 Uhr spricht Stefan Hördler im Erinnerungsort Topf & Söhne am Sorbenweg 7 über das Höcker-Album und analysiert es als Schlüsselquelle zum Auschwitzer Mordpersonal. Die Bilder zeigen Verantwortliche und Ausführende des Massenmordes, die hier erstmals identifiziert werden können, und legen bisher unbekannte Verbindungen unter den SS-Größen offen. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen statt. Der Eintritt ist frei.