Rappenantilopenbock wird im Museum ausgestellt

18.12.2019 10:02

Der Rappenantilopenbock Rico hatte eine unheilbare Aggression gegen weibliche Artgenossinnen entwickelt. Männliche Rappenantilopen besitzen ein hohes natürliches Aggressionspotential gegenüber anderen Männchen ihrer Art. Sie erkämpfen sich Reviere und decken die darin vorkommenden Weibchen. Somit leben Revierinhaber isoliert von anderen Böcken, haben aber immer wieder Kontakt mit Weibchen.

Heranwachsende Jungböcke sind den großen erwachsenen Rappenantilopen körperlich weit unterlegen. Sie leben in Junggesellengruppen bis sie es körperlich mit einem Revierinhaber aufnehmen können. Der schwächere, ehemalige Revierinhaber verliert nicht nur sein Revier samt Fortpflanzungschance, sondern letztendlich auch sein Leben. Er wird Opfer von Hyänen, Afrikanischen Wildhunden oder Löwen.

Eine Aggression gegen Weibchen ist dagegen ungewöhnlich und widerspricht allen biologischen Verhaltensweisen. Mehrere, monatelange Versuche, Rico an ein neues Weibchen zu gewöhnen, schlugen fehl. Schon zu Lebzeiten seiner Partnerin gelang dies nicht, nach ihrem natürlichen Tod ebenso wenig. Selbst auf ein weibliches Jungtier, das als Sozialpartner für die mutterlos aufwachsende Tochter geholt wurde, reagierte der Bock äußerst aggressiv, sobald er es nur sah. Seine Tochter kann jedoch nicht bei ihm bleiben, da eine Inzuchtverpaarung ausgeschlossen werden muss.

Rico konnte als ausgewachsener Revierinhaber nicht in eine Junggesellengruppe. Das wäre lebensgefährlich für die jungen Männchen und nicht zu verantworten. Da er sich mit blutsfremden Weibchen nicht versteht und diese sofort attackiert, gab es europaweit keine Möglichkeit, ihn in einen anderen Zoo zu Rappenantilopen zu vermitteln.

Ein Leben ohne Artgenossen ist nur theoretisch eine Möglichkeit. Erfahrungen in Zoos haben gezeigt, dass diese Rappenantilopenböcke dann andere Antilopen, Zebras oder auch Tierpfleger angreifen. In ihrem natürlichen Lebensraum leben Einzeltiere, beispielsweise ehemalige Revierbullen, nur kurze Zeit alleine, da sie bald von Raubtieren getötet werden. Ein Leben in völliger Isolation, um die Verletzungsgefahr für andere Lebewesen auszuschließen, ist mit dem Tierschutzgesetz nicht vereinbar. Es entspricht auch nicht dem natürlichen Sozialverhalten der Tierart. 

Die schwere Entscheidung, diese Antilope im Zoopark einzuschläfern, wurde durch eine Ethikkommission, bestehend aus zwei Amtsveterinären, einem Vertreter der unteren Naturschutzbehörde, Zoodirektorin, Zootierärztin, Kuratorin und zwei für den Bereich zuständigen Zootierpflegern nach Abwägung aller Alternativen einvernehmlich getroffen.

Der Rappenbock wird jetzt von den Präparatoren des Naturkundemuseums Erfurt fachgerecht präpariert und dann dort zu sehen sein.