Sanierung des historischen Friedhofs in Bischleben-Stedten

30.10.2018 14:10

In den vergangenen Wochen fanden bereits erste bauvorbereitende Arbeiten für die gestern begonnene Sanierung des historischen Friedhofs in Bischleben-Stedten statt.

Der etwas versteckt gelegene und eher unscheinbar wirkende Friedhof ist als Kulturdenkmal ausgewiesen. Dies ist er deshalb, weil hier direkt nebeneinander Mitglieder der Familien der Ortsgemeinde, der Rittergutspächter und der Grafenfamilie v. Keller bestattet worden sind.

Angelegt wurde der Friedhof mit dem Bau der kleinen barocken Schlosskirche um 1745 durch die Grafen v. Keller.

Der Kirchhof ist ein kleines beinah parkähnlich angelegtes Gelände, das von einer halbhohen Bruchsteinmauer umgeben ist. Auf ihm befinden sich noch heute mehrere Grabkreuze, -stelen und -tafeln, von denen einzelne in den vergangenen Jahren durch die Stadt Erfurt im Zusammenwirken mit dem Bürger- und Traditionsverein Bischleben-Stedten e. V., Nachfahren der Grafenfamilie, Sponsoren und geschichtlich interessierten Anwohnern konserviert, d. h. gesichert werden konnten.

In diesen Tagen beginnt die bereits lange geplante Sanierung auf dem historischen Friedhof.

Die Umsetzung der Maßnahme wurde in diesem Jahr möglich, weil sich das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sehr wesentlich an der Finanzierung beteiligt und die Stadt Erfurt hier ihren Eigenanteil beisteuert. Zudem unterstützt der o. g. ortsansässige Bürger- und Traditionsverein Bischleben-Stedten e. V. sowie Nachfahren der Grafenfamilie das Vorhaben.

Der seit seiner Entstehung bis in die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts genutzte Friedhof befindet sich nahe eines Hangs, auf dem sich ein Waldstück befindet. An dessen Randbereich wachsen zahlreiche Robinien, die sich inzwischen bereits auf der Friedhofsfläche zwischen den historischen Grabmalen angesiedelt haben.

Dankenswerterweise waren bisher Ehrenamtliche z. B. von der Kirchgemeinde im Einsatz, um die Fläche zu pflegen, denn nur eine zweimalige Mahd pro Jahr im Auftrag der Stadt Erfurt ist schon lange nicht mehr ausreichend.

Doch ist der zunehmende Wildwuchs mit Büschen und bereits 1m hohen Robinien mit der bisherigen Pflege leider nicht mehr in den Griff zu bekommen. Und es besteht die Gefahr, dass die in den vergangenen Jahren bereits gesicherten Grabstelen und Grabkreuze in Mitleidenschaft gezogen werden.

Aus diesen Gründen ist die jetzt beginnende Maßnahme von großer Wichtigkeit.

Vorgesehen sind neben dem Entfernen von großen Robinienstubben, vereinzelten toten bzw. sehr schräg stehenden Bäumen, die auf den Friedhof zu fallen drohen, das Entfernen des neuen Robinienaufwuchses und eine Oberflächenverbesserung durch feinen Erdauftrag auf dem teilweise schlecht begehbaren Gelände.

Der Böschungsfuß an der Hangkante wird durch die Errichtung einer Trockenmauer aus Kalkstein gefasst, die vorhandenen Treppenstufen am Weg saniert bzw. neu versetzt und Stolperkanten beseitigt. Weg und Grabfelder erhalten eine Einfassung und eine wenig pflegeaufwändige Bepflanzung.

Die nur zwischenzeitlich an der Kirchenwand angelehnten Grabplatten/Kreuze sollen wieder an ihre angestammten Plätze zurückversetzt werden.

Der Erbauer der Kirche und des Schlosses, das auf den Mauern einer alten Wasserburg entstand und bis 1737 fertiggestellt wurde, fand auf dem Friedhof seine letzte Ruhestätte. Sein Sohn war Gesandter Friedrichs des Großen. Wieland und Goethe hielten sich im Schloss auf. Bekanntheit erlangte ein Nachfahre der Familie als Gründer der Thüringischen Eisenbahn.

Das Schloss verschwand leider 1949. Seitdem erinnern sichtbar vor Ort lediglich die beiden steinernen Pfeiler des Eingangsportals an den Zugang zum Schlossareal. Eine kleine Ausstellung zu Schloss und vormaliger Wasserburg ist im Bürgerhaus von Möbisburg zu sehen. Zeiten zur Besichtigung werden gesondert bekannt gegeben.

Die heute katholische St. Elisabethkirche kann man während mehrerer wöchentlich stattfindender Gottesdienste aufsuchen. Die äußerlich schlichte Kirche weist ein sehr sehenswertes Inneres auf, denn die barocke Ausstattung der Erbauungszeit ist noch vollständig erhalten. So sind die Sitzreihen im Kirchenschiff zur Orgel hin ansteigend errichtet worden und hierdurch der Altarraum mit seinen symmetrisch und geschwungen angelegten Treppenläufen und mittiger Kanzel gut für alle wahrzunehmen. Mehrere große Wappenkartuschen zieren die auf den Emporen eingebauten Logen, die Kanzel und die Orgelempore. Auch im Ostgiebel der Kirche ist in der mittig angeordneten Nische ein eingestelltes Postament mit Wappenkartusche des Stifters zu sehen.

Der Friedhof ist nach Abschluss der jetzt stattfindenden Arbeiten ab dem kommenden Jahr wieder für alle Interessierte zugänglich. Bereits jetzt können sich Besucher auf einer Tafel über die Geschichte von Friedhof, Kirche und Schloss/Rittergut informieren.

Eine aus Steinen der alten Wasserburg zusammengefügte Bank lädt zum Verweilen ein.