Beginn der Wiederherstellungsarbeiten im Umfeld des Reichartdenkmals

24.02.2010 14:49

In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag (4. Juli 1685) des Erfurters Christian Reichart, des Begründers des wissenschaftlich betriebenen Gartenbaues in Deutschland, zum 325. sowie sein Todestag (30. Juli 1775) zum 235. Mal.

"Die Stadt Erfurt besitzt seit über 100 Jahren eine Reichart zu Ehren gestaltete öffentliche Freianlage", informiert Baubeigeordneter Ingo Mlejnek. Der derzeitige Zustand werde aber weder heutigen Ansprüchen noch der historischen Bedeutung gerecht. Nach Plänen des Gartendirektors Otto LINNE wurden in den Jahren 1898 bis 1900 die "Pförtchenanlagen”, d.h. die Wallgrünanlagen an der 1897 errichteten Pförtchenbrücke in spätlandschaftlicher Art überformt. 
Die gartenkünstlerische Ausgestaltung nahezu der gesamten westlichen Partie zwischen Pförtchenbrücke und Friedrichssteg wurde auf das 1867 geschaffene Reichartdenkmal ausgerichtet, welches dort 1899 aufgestellt wurde. Der Bereich um das Reichartdenkmal wurde dementsprechend in der Art einer kaiserzeitlichen Schmuckfläche im Teppichbeetstil - jedoch aus Kostengründen mit bodendeckenden Gehölzen - bepflanzt. Flache, radialsymmetrische Ornamente sowie kugelförmig geschnittene Buchsbäume wiederholen und betonen den Grundriss des zylinderförmigen Denkmalpostamentes. Die Rückseite des Denkmals erhielt eine dunkle Gehölzhinterpflanzung. Ein Querweg ermöglichte eine Betrachtung des Denkmals und der Schmuckpflanzung aus der Nahsicht. Wichtig war um 1900 die Einbeziehung der Reichart-Anlagen durch Sichtbeziehungen in das Gesamtgefüge der öffentlichen Grünanlagen der Stadt. Das Denkmal selbst fungierte als Sichtachsenziel.
"Insbesondere nach 1945 erfolgte eine schrittweise Vereinfachung und partielle Vernachlässigung der Anlage, so wurden unter anderem der Querweg zurückgebaut, die Schmuckfläche am Denkmal umgestaltet," so Mlejnek. Vor allem die Sichtbeziehungen gingen durch Gehölzaufwuchs verloren. Die gartenkünstlerische Gestaltung der Anlage unter Otto Linne aus dem Jahr 1899/1900 ist dennoch die bis heute prägende Zeitschicht.  
"Ziel der vorgesehenen Aufwertung der denkmalgeschützten Anlagen am Reichartdenkmal ist es, die zurzeit versteckten bzw. vernachlässigten Qualitäten behutsam herauszuarbeiten und dadurch die Attraktivität und Anziehungskraft der Anlage zu erhöhen," erläutert der Beigeordnete.
Durch Mitarbeiter des Garten- und Friedhofsamtes wird in diesem Frühjahr im ersten Bauabschnitt das unmittelbare Denkmalumfeld wiederhergestellt. Als Kernmaßnahmen der Inwertsetzung in diesem Jahr benennt Mlejnek die Wiedererschließung des Nahbereiches des Denkmals durch Wiederherstellung der Wegequerachse sowie die Neuanlage der Ziervorpflanzung vor dem Denkmal in Anlehnung an die historische Bepflanzung. Deshalb werden in den nächsten Tagen dazu die vorbereitenden Maßnahmen mit einem Gehölzrückschnitt und einer Baumfällung im direkten Denkmalbereich erfolgen.
Um die ursprüngliche Raumwirkung wiederherzustellen und gleichzeitig die vorhandene Gehölzsubstanz zu schonen, werden die vernachlässigten Eiben, welche ursprünglich zum Teil als Bodendecker verwendet wurden und inzwischen große Strauchgehölze sind, in zwei Schritten zurückgeschnitten.
Während der Verschnitt- und Pflegearbeiten kann es zu kurzfristigen Behinderungen im Bereich um das Reichartdenkmal kommen.