Keine Angst vor Hornissen!

22.04.2010 11:04

Jetzt ist der Frühling da, die Flugaktivität von Insekten nimmt zu und somit auch das Auftreten von Hornissen.

Die Hornisse (Vespa crabro) ist die größte einheimische Faltenwespenart: Wer sich nicht auskennt, kann durchaus in Panik geraten, wenn die beeindruckenden Tiere mit einem dumpfen Brummen vorbeifliegen. Doch Angst ist unbegründet, wenn man einige Verhaltensregeln beachtet und die Lebensweise dieser Art kennt.

Wo und wie lange lebt ein Hornissenvolk?
Ab Mitte Mai beginnen die Königinnen mit dem Nestbau. In der Natur werden hierzu alte, höhlenreiche Baumbestände bevorzugt. Leider müssen sie aus Mangel an natürlichen Nisthöhlen auf menschliche Siedlungen ausweichen. Sie nisten dann oft in Hohlräumen auf Dachböden, Scheunen oder anderen ruhigen Orten, auch Vogelnistkästen werden besiedelt. Selbst in Erdlöchern findet man Hornissennester, gern nehmen sie z. B. den Komposthaufen in Beschlag. Dann nur keine Panik! In vielen Fällen ist die Störung durch die Tiere gar nicht so groß. Die Hornissen bleiben nur einen Sommer lang, im Herbst stirbt der gesamte Staat ab. Nur die Jungköniginnen fliegen aus, sie nutzen jedoch das alte Nest nicht mehr und suchen sich ein neues Quartier.

Wie ernähren sich Hornissen?
Sie sind aktive Jäger und fangen "Frischfleisch". Ein intaktes Volk verzehrt täglich bis zu einem halben Kilogramm Insekten wie Wespen, Mücken, Fliegen, Käfer und anderes. Diese füttern sie ausschließlich ihrer Brut, da die Larven Eiweiß benötigen. Die Hornissen selbst bevorzugen zuckerhaltige Baumsäfte oder den Saft von Früchten. Niemals würden sie jedoch bei der Gartenfeier vom Kuchen naschen oder sich auf dem Bierglas niederlassen. Somit sollte jeder froh sein, der das Glück hat, in seiner Umgebung ein Hornissenvolk zu haben! Die Tiere halten den Garten nahezu wespenfrei und wirken als natürliche Schädlingsvertilger.

Sind Hornissen gefährlich?
Die Überlieferung behauptet bis heute, drei Hornissenstiche töten einen Menschen und sieben ein Pferd. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen steht dagegen eindeutig fest, dass das Gift der Hornisse nicht gefährlicher als Wespen- oder Bienengift ist, seine Wirksamkeit ist eher geringer.
Außerhalb des Nestbereichs sind Hornissen niemals angriffslustig. Sie suchen nach Beute oder Baumaterial und haben dabei keine Veranlassung, sich oder ihr Volk zu verteidigen. Sie fliehen vor Mensch und Tier, wenn sie sich bedroht fühlen. Erst wenn sie direkt ergriffen werden oder keine Flucht möglich ist, wehren sie sich mit einem Stich.
Im Nestbereich mögen Hornissen jedoch bestimmte Störungen nicht. Sie werden dort im Umkreis von etwa vier Metern ihr Nest und ihren Nachwuchs verteidigen. Vermeiden Sie deshalb heftige Bewegungen, starke Erschütterungen, Arbeiten mit Rasenmäher oder anderen Geräten, Verstellen der Flugbahn, Manipulationen am Flugloch und am Wabenbau oder das Anatmen von Tieren. Bei unvermuteten Begegnungen sollte man mit ruhigen Bewegungen den Rückzug antreten. Empfehlenswert ist es, den Nestbereich möglichst zu meiden. Aber auch Hornissen sind Gewohnheitstiere: Sie lassen Menschen durchaus bei ruhigen Bewegungen den Flugkorridor des Nestes passieren, insofern das Nest selbst in Ruhe gelassen wird.

Sind Hornissen geschützt?
Hornissen zählen wie auch alle heimischen Hummeln, Bienen und einzelne Wespenarten nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders geschützten Tierarten. Danach ist es nicht gestattet den Tieren nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen. Zuwiderhandlungen werden rechtlich geahndet und können beispielsweise mit Bußgeldern belegt werden.

Beratung geht vor unüberlegtes Handeln!
Führen Sie auf keinen Fall selbst Maßnahmen an Nestern durch!

Der BUND Landesverband Thüringen führt das Projekt Hornissenschutz mit Förderung und Unterstützung durch den Freistaat bzw. die Europäische Union durch. Hier können Sie Rat bei auftretenden Fragen bekommen, dazu wurde ein Netz ehrenamtlicher Hornissenschützer aufgebaut.

Ihre Fragen beantwortet gern der Leiter des ProjektesJochen Zippel unter der Telefonnummer 0176 26134760 oder per E-Mailjochenzippel@gmx.de. Er kann Sie auch an andere Hornissenschützer weiter vermitteln.
Ebenso berät Sie das Umwelt- und Naturschutzamt der Stadt   zu allen auftretenden Fragen über Vorkommen von Hornissen aber auch Hummeln, Bienen und Wespen. In der Regel erfolgt eine Vor-Ort-Besichtigung durch den Hornissenfachberater der Region oder einen Mitarbeiter der Naturschutzbehörde. Meist reicht schon die Einhaltung einiger Verhaltensregeln sowie die Durchführung kleinerer Schutzmaßnahmen aus, um die Tiere eine Saison lang auf dem Grundstück zu dulden.

In Ausnahmefällen jedoch wird es erforderlich, Hornissennester umzusiedeln und an einen anderen Standort zu bringen. Sollte ein Nest begründet vom derzeitigen Standort entfernt werden müssen, muss bei der unteren Naturschutzbehörde der Stadt Erfurt ein Antrag auf Ausnahmegenehmigung bzw. Befreiung für die Umsetzung gestellt werden.

Wenn Hornissen, Hummeln, Bienen oder Wespen Probleme bereiten, ist auf jeden Fall die untere Naturschutzbehörde der Stadt Erfurt zu kontaktieren. Nur in Extremsituationen mit unmittelbarer Gefährdung sowie am Wochenende ist die Rettungsleitstelle des Gefahrenschutzzentrums (Feuerwehr) zu informieren.

Beratung und Hilfe erhalten Sie beim Umwelt- und Naturschutzamt Erfurt, untere Naturschutzbehörde: Telefon: 0361 655-2554 bzw. -2558 (Mo-Fr telefonische Beratung), E-Mail: umweltamt@erfurt.de