Alles außer gewöhnlich

31.08.2010 11:00

Wiedereröffnung Kulturforum Haus Dacheröden

Die Dalbergszeit in Erfurt, die Zeit der Aufklärung spielte eine herausragende Rolle für das Haus am Erfurter Anger. "Kein Fremder von Rang und Bildung verließ Erfurt, ohne das Dacherödsche Haus besucht zu haben." beschreibt der Historiker Alfred Overmann. "Das Dacherödsche Haus zeichnet sich vor allen aus; es herrscht da ein Geist, der ein gewisses Wohlbehagen hervorbringt, wofür ich keinen Name habe ... Ich kann versichern, dass ich in diesem Hause die schönsten Stunden meines Lebens zugebracht" kommentiert Sophie Hässler, Frau des Komponisten Johann Wilhelm Hässler und verdeutlicht die kulturelle Stellung und das Flair dieses Hauses Ende des 18. Jahrhunderts.
Der "Salon der Dacheröden" mit dem Ansatz der Aufklärung und des geistigen Austausches, der künstlerischen Geselligkeit, der Pflege von Freundschaften und der Diskussion zu gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fragen und Problemen war Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens der damaligen Zeit. Das Haus Dacheröden gilt als der Ort der Aufklärer und Klassiker in Erfurt und verfügt über ein Alleinstellungsmerkmal, welches im öffentlichen Bewusstsein regional und überregional verankert ist. Bedingt durch die Historie des Hauses - Begegnungsstätte bedeutender geschichtlicher Persönlichkeiten, aufgeschlossen allen schöngeistigen Künsten und humanistischer weltanschaulicher Auseinandersetzung - liegt es nahe, diesem kulturellem Erbe als Identifikationsfaktor besonders verpflichtet zu sein.
Die heutige kulturelle Nutzung greift programmatisch Elemente jener Zeit wieder auf und knüpft so an die großen geistigen Traditionen des Hauses in heutigen zeitgemäßen Formen an. Das Haus ist Raum für Projekte, Experimentalkunst und Kreativität für freie Initiativen und interessierte Bürger in Vereinen, Netzwerken und Organisationen, die sich in den Bereichen Musik, Literatur, bildende und darstellende Kunst, Medien, Wissenschaft, Geschichte und anderen engagieren, kurz das Wort Ehrenamt zum gemeinsamen kulturellen Nutzen. Es steht für ein Kulturangebot, das von der professionellen Kunstleistung bis zur soziokulturellen Freizeitgestaltung auf unterschiedliche Zielgruppen generationsübergreifend orientiert. Darüber hinaus schafft es eine anregende Atmosphäre in dem interessante Gemeinschaftsprojekte entwickelt werden können und es bietet Raum für Entfaltungsmöglichkeiten auf verschiedenen Wegen rezeptiver und produktiver Auseinandersetzungen mit allen Kunstgenres und Kunstformen. Es ist ein Ort des Dialoges der Kulturen, der kulturellen Begegnung, Bildung und Kommunikation. Durch die Kulturdirektion seit 1992 geführt, gilt das Haus als das Veranstaltungs- und Ausstellungszentrum der Stadt Erfurt mit besonderer Ausstrahlung. Bis heute mussten viele Hindernisse beschritten, Proportionen des Hauses neu verteilt, Aufgaben neu zu geordnet, Einsparungen verkraftet und Wege der Finanzierung gefunden, aber nie das Grundkonzept des Hauses geändert werden und so sollte es auch weiterhin sein. Das Motto "Alles außer gewöhnlich" galt seit 1992, während der Bauphase 2004 bis heute und wird in Zukunft ebenso sein.
Nach über 5-jähriger Bautätigkeit öffnet das Kulturforum Haus Dacheröden - das Bürgerhaus der Stadt Erfurt - wieder seine Pforten. Ebenso unter dem Titel "Alles außer gewöhnlich" findet vom 2. September bis zum 12. September 2010 eine Eröffnungswoche mit Ausstellungen und einer Vielzahl von Veranstaltungen statt. Haupttenor dieser Woche und parallel stattfindend zur Denkmalwoche in Erfurt liegt natürlich auf Bau und Denkmal des Hauses. Unter anderem können Interessierte in Spezialführungen, Sonderausstellung und Talk im Dacheröden sich ausführlich informieren. Zu kurz kommen auch nicht Musik, Lesung und die bildende Kunst. Mit dabei sind auch Projekte der freien Kulturszene der Stadt Erfurt.
Das Programm liegt in gedruckter Form an einschlägigen Informationsstellen aus und kann digital auch in der städtischen Internetpräsentation ( www.erfurt.de/hausdacheroeden) eingesehen werden.