"Auf den Hund gekommen. Kulturgeschichtliches zu einem besonderen Haustier". Neue Ausstellung im Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt

12.05.2011 12:00

Vom 13. Mai bis zum 30. Oktober 2011 findet im Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt die Sonderausstellung "Auf den Hund gekommen. Kulturgeschichtliches zu einem besonderen Haustier" statt. Angeboten wird ein umfangreiches Begleitprogramm mit Führungen, Vorlese-, Mal- und Bastelstunden für Kindergruppen und Vorführungen eines Hundesportvereins.

Hunde gehören neben Katzen zu den beliebtesten Haustieren, das ist in Deutschland nicht anders als in vielen europäischen Ländern und den USA: Immerhin nennt durchschnittlich jeder 14. Bundesbürger einen Hund sein eigen. Seit Jahrtausenden bilden Mensch und Hund eine Gemeinschaft. Wie sich ihr Bündnis gestaltete und gestaltet, was Hundeliebe hieß und heute heißt, dem geht die neue Ausstellung im Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt in vielen Facetten nach.
Die gemeinsame Geschichte von Mensch und Hund, seinem wohl ältesten Haustier, beginnt vermutlich zum Ende der letzten Eiszeit. Stammvater aller heute existierenden Hunde ist der Wolf. Waren Mensch und Wolf zunächst noch Jagdkonkurrenten, erkannten schließlich beide die Vorteile einer gemeinsamen Jagd. Anzunehmen ist, dass der Haustierwerdung eine Phase der Wolfszähmung vorausging. Seit die Menschen zwischen 10.000 und 5.000 v. Chr. in verschiedenen Regionen der Erde sesshaft wurden, nutzten sie die Fähigkeiten des Hundes mannigfaltig aus. Hunde waren somit in erster Linie Nutztiere und meist an der Seite des Menschen tätig: bei der Jagd, beim Schaf- und Rinderhüten, der Bewachung von Haus, Hof, Handwerkerwerkstätten und Fabriken. Sie transportierten als Zughunde Lasten auf Schlitten, Karren und Wagen, begleiteten koloniale Eroberungszüge und die Entdecker neuer Erdteile, leisteten Kriegsdienste und retteten Leben, machten seit Ende des 19. Jahrhunderts Karriere als Diensthunde bei Steuerbeamten, Polizei, Zoll und Militär. Auch in Zirkus, Film und Werbebranche wurden sie populär. Dabei kreuzte man immer wieder Tiere mit jeweils besonders geeigneten Anlagen, die Formenvielfalt nahm zu.
Von Beginn an entwickelte der Mensch auch eine emotionale Bindung zum Hund. Geschätzt wurden nicht nur dessen Spürsinn, Mut und Wachsamkeit, sondern auch seine bedingungslose Anhänglichkeit und Treue. Im alten Ägypten wurden Hunde als heilige Tiere verehrt, in der Antike waren sie Begleiter von Gottheiten, aber auch Mittler zum Reich der Toten. Für das christliche Europa wurde der Hund Symbol irdischer Treue und Tugend. Herrscher hielten zu allen Zeiten "privilegierte" Hunde. Jagdhunde, Luxus- und Schoßhunde waren sowohl Statussymbol als auch Gefährten, denen man sich mit Aufmerksamkeit und Zuneigung widmete.
Im 19. Jahrhundert bereiteten Industrialisierung, Urbanisierung, Aufklärung und Romantik den Boden für eine neue Vertrautheit zwischen Mensch und Hund. Obwohl es nach wie vor unzählige Gebrauchshunde gab, wurden die Tiere in bürgerlichen Bevölkerungskreisen nun immer mehr zum Vergnügen gehalten, sie zogen quasi als Familienmitglieder in die Wohnungen und Häuser ein. In jener Zeit entstanden - ausgehend von Großbritannien - Rassezuchtvereine und mit ihnen zahlreiche neue Hunderassen, die auf Ausstellungen und Wettbewerben vorrangig nach optischen Kriterien bewertet wurden. Im Zuge zunehmender Haustierhaltung und eines sensibleren Umgangs mit den Tieren gründeten sich erste Tierschutzvereine, deren Anliegen leider nach wie vor aktuell sind. Auch bei ärmeren Schichten wuchs die Hundebegeisterung und mit ihr die Zahl der gehaltenen Hunde. D em sollte mit d er Einführung der Hundesteuer im 19. Jahrhundert entgegengewirkt werden. Dass Rassehunde in jener Zeit auch bei Schriftstellern und Künstlern zunehmend populär werden, zeigt sich an Werken der Literatur, Malerei und Plastik. Einige Maler beispielsweise beschäftigten sich fast ausschließlich mit diesen Tieren, brachten es zu großem Ruhm. Hundemotive eroberten nun auch Gebrauchskunst und Werbung - letztere zunächst vornehmlich für Nahrungs- und Genussmittel, später für Textilien, Autos und natürlich für Hundefutter und Hundezubehör. Seit Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich immer neue Geschäftsideen und Betätigungsfelder rund um den Hund, die bis heute vielen Menschen ein Einkommen sichern. Der Markt ist mittlerweile mit einem unübersehbaren Angebot überschwemmt und die Liebe zum Hund treibt schon mal recht seltsame Blüten. Jedenfalls kamen und kommen Hunde (und Menschen) zu ihrem Recht, wenn sie sich als wirkliche Gefährten das Leben bereichern.
Ausstellungseröffnung 
Freitag, 13. Mai 2011, 18 Uhr, Lange Nacht der Museen
Es sprechen
Dr. Marina Moritz - Museumsdirektorin und Katzenhalterin
Tamara Thierbach - Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Erfurt und Hundesympathisantin
Abendprogramm:
19 Uhr
Vorführungen der Hundeschule Hütschhof: Was sich Hunde vom Menschen wünschen
20 Uhr
Im Gespräch : Hundehalter, Hundefreunde und Hundespezialisten
Moderation: Zooparkdirektor Dr. Thomas Kölpin
21 und 23 Uhr
Führungen durch die neue Ausstellung mit Kuratorin Iris Höfer

Ab 18:00 Uhr
Musik zum Zuhören und Tanzen mit Formation Kießling

18:00 bis 22:00 Uhr
Kreativaktionen für große und kleine Besucher: Papier schöpfen und gestalten
Auch diesmal : traditioneller Buchbasar, Wein, Schmalzbrot, Bier, Bratwurst - und Kalter Hund!

Begleitprogramm

Führungen durch die Ausstellung mit Kuratorin Iris Höfer: Juni, Juli, September und Oktober jeden 1. Mittwoch 15:00 und 17:00 Uhr

Geschichten rund um den Hund: Vorlese-, Mal- und Bastelstunde für Kindergruppen der Altersstufe 4 bis 12 Jahre (nach Anmeldung)
Ansprechpartnerin: Gabriele Frenzel 0361 655-5604

Vorführungen des Hundesportvereins Erfurt "Hundepfote" e. V.: 19.06.2011, 14:00 Uhr