„Menschenbilder – Plastik und Bilder von Gudrun Sailer“ und „Reduktive Kunst – Gert Schwartz/Ray Malone“

01.03.2012 00:00

Zwei Ausstellungen ab 10.03.2012 in der Galerie Waidspeicher im Kulturhof Krönbacken.

Im Untergeschoss präsentiert die Erfurter Galerie Waidspeicher in der Michaelisstraße 10 Terrakotten und Bilder von Gudrun Sailer. Menschen, geprägt durch ihre eigenen Erfahrungen, in der Auseinandersetzung, emotional und doch bei sich, sind es, welche Gudrun Sailer interessieren.
Gudrun Sailer, in Rudolstadt geboren, hat an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle/S. Keramik studiert. Sie lebt und arbeitet freischaffend seit 1991 in Eberswalde. Ihr künstlerischer Werdegang begann mit der Töpferlehre in Bürgel, doch schon im Studium widmete sie sich der menschlichen Figur. Das Material Ton ist geblieben, dessen farbliche und formale Möglichkeiten schätzt sie noch heute. In einer über die Jahre stetig weiterentwickelten Technik baut sie bis zu lebensgroße Figuren, nutzt die baulichen Notwendigkeiten gleichzeitig für den Ausdruck, beschreibt die gefundenen Formen mit schroffen Bruchkanten. Das Fragmentarische in der Form steht als Gleichnis für die begrenzte Wahrnehmung, die ständige Veränderung im Leben und lässt dem Betrachter Raum für seinen eigenen Bezug. Natürliche Farben, zurückhaltend, erdig, im Kontrast zu schroffen Kanten oder scheinbar selbstständig fließenden Linien, beschreiben stille Begegnungen, laden ein, sich wieder zu finden. Dazu zeigt Gudrun Sailer Collagen und Bilder, deren Themen die Plastiken ergänzen, mitunter verstärken. Die plastische Formentwicklung hat Spuren hinterlassen, ähnlich dem Aufbau einer Figur, zeichnet und malt sie, klebt Papiere oder schleift sie wieder. Es bleibt ein Finden, ein Hervorholen, was unklar schon da war. --

Etwa 100 Jahre nach der Entstehung Wassily Kandinskys "Erstes abstraktes Aquarell" und Kasimir Malewitschs "Schwarzes Quadrat" zeigt die Ausstellung "Reduktive Kunst" im Obergeschoss der Galerie Waidspeicher einen aktuellen Aspekt der abstrakten Kunst.
Die Welt ist voll von visuellem Trödel: Zeichen und Werbungen überziehen jede Straßenecke und jede Oberfläche. Scheinbar bereitwillig taucht der Mensch in diese Welt ab, indem er sein Leben einschließlich seines Körpers diesem Diktat unterwirft. Vielfalt wechselt über Beliebigkeit in Einfalt. Dieses Durcheinander kann stimulierend sein, jedoch deutet dessen Allgegenwart und Wucht eher darauf, dass uns etwas verlorengegangen ist. Oder wir den Kern der Sache selbst – die Grundstrukturen und Prinzipien, auf denen die Welt und die in ihr verankerte Kunst basieren – einfach übertünchen wollten.
Die Ausstellung bietet zwei Ansätze, dem Durcheinander entgegenzuwirken – wie man Schutz vor "einem endlosen Niederschlag von Bildern" (Italo Calvin) findet.
Gert Schwartz reduziert in seinen Tuschezeichnungen die graphischen Gesten, während Ray Malone sich in seiner Malerei und den Zeichnungen auf einen strengen Formalismus verlässt. In beider Kunst eröffnet sich dem Betrachter ein Raum, in dem er seine Augen "justieren" kann und deutlicher sehen wird.

Die Reduktive Kunst ist ein Weg, dem Auge Halt und dem Betrachter Raum für Kontemplation zu geben.
Vernissage : 10.03.2012, 19 Uhr
Laufzeit: 10.03.-08.04.2012