Die Schändung des Alten jüdischen Friedhofs 1926. Geschichte und Geschichten

19.04.2012 12:01

Am Donnerstag, dem 26. April 2012 findet um 19:30 Uhr ein Vortrag des Begleitprogramms zur Sonderausstellung " Josel von Rosheim" in der Begegnungsstätte Kleine Synagoge statt. Der Erfurter Historiker Sascha Münzel spricht im Rahmen des Begleitprogramms "Zusammenleben und Ausgrenzen. Jüdisch-christliche Beziehungen seit dem Mittelalter" über die Schändung des Alten jüdischen Friedhofs im Jahr 1926.

Die Schändung eines jüdischen Friedhofs ist steht im absoluten Widerspruch zu jüdischen Bestattungsriten und Religionsgesetzen, der sogenannten "Halacha", denn die Totenruhe darf unter keinen Umständen beeinträchtigt, also Gräber nicht angetastet, aufgelöst oder gar aufgegeben werden. Die immer währende Totenruhe, wie sie auf jüdischen Friedhöfen seit Jahrtausenden festgelegt ist, wurde im März 1926 auf dem Alten jüdischen Friedhof in der Erfurter Cyriakstraße auf das Schändlichste gestört und das "Haus des Lebens", wie Juden ihre Friedhöfe nennen, von drei Mitgliedern des antisemitischen Wikingbundes entehrt.

Bis heute ist nur wenig über die Tat oder die Täter bekannt: Wie gestaltete sich der Tathergang? Wer waren die Täter? Wie wurde die Tat in der Erfurter bzw. der deutschen Öffentlichkeit wahrgenommen? Wurden die Täter für ihre Tat bestraft? Wie gestaltete sich der weitere Lebensweg der Täter? Und schließlich: War die heutige thüringische Landeshauptstadt ein Zentrum der völkischen Bewegung wie mehrere überregionale Zeitungen argumentierten?

Diesen und anderen Fragen geht der Referent Sascha Münzel in seinem Vortrag nach und schließt somit eine Lücke in der Erfurter Stadtgeschichte.

Der Referent Sascha Münzel ist Historiker. Er studierte Geschichte an den Universitäten Erfurt und Mount Pleasant, Michigan (USA) und hat bereits zahlreiche Beiträge zur Geschichte Erfurts im Nationalsozialismus veröffentlicht.
Der Eintritt zum Vortrag ist frei. Aufgrund der Platzkapazitäten können nur Sitzplätze für 60 Personen garantiert werden. Deswegen empfiehlt sich frühzeitiges Erscheinen.