Rückerts sprachliche Meisterschaft: Vortrag im Stadtarchiv begeisterte zahlreiche Gäste. Ausstellung läuft noch bis Juli.

30.04.2012 00:00

Im Stadtarchiv Erfurt ist derzeit und noch bis zum Juli 2012 eine Ausstellung "Früher gern gelesen, heute fast vergessen – Sehenswertes aus heimischen Bücherregalen" zu sehen. Im Rahmen dieser Ausstellung werden auch wertvolle Ausgaben von Werken des Dichters Friedrich Rückert (1788–1866) gezeigt.

Am Abend des 27. April 2012 wurde aus diesem Anlass ein literarisch-musikalischer Abend zu Friedrich Rückert durchgeführt. Veranstalter waren das Stadtarchiv Erfurt und die Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Diese 1754 gegründete Akademie, die viertälteste wissenschaftliche Akademie Deutschlands, hat ihren Sitz im selben Gebäude wie das Stadtarchiv Erfurt und fühlt sich Friedrich Rückert eng verbunden. Zwar war Rückert nicht Mitglied der Akademie, doch bedeutsame Rückert-Forscher gehörten im 19. und im 20. Jahrhundert ihren Reihen an: Conrad Beyer, Robert Boxberger, Bernhard Suphan und die 2003 verstorbene Orientalistin Annemarie Schimmel, eine gebürtige Erfurterin. Auch die Rückert-Gesellschaft in Schweinfurt war an der Veranstaltung beteiligt.
Im Mittelpunkt des Abends stand der Festvortrag des Germanisten Professor Dr. Klaus Manger von der Universität Jena, des Präsidenten der Akademie. Er bot einen Abriss über das Leben von Rückert und charakterisierte das fast unübersehbare dichterische und übersetzerische Werk Rückerts. Er zeigte die Meisterschaft Rückerts in der Beherrschung der deutschen Sprache und seine unübertroffene Kunst der Übersetzung.
Rückert gehörte zu den bedeutendsten Sprachwissenschaftlern des 19. Jahrhunderts und übersetzte aus dem Persischen, dem Arabischen, dem Sanskrit, dem Armenischen, dem Koptischen und vielen anderen orientalischen Sprachen.
Die Schauspielerin Iris Renner rezitierte Gedichte von Rückert und bot so Proben von Rückerts lyrischer Kunst. Dessen Gedichte haben schon zu seinen Lebzeiten bedeutende Musiker angeregt. Die Sängerin Antje Gebauer und die Pianistin Maria Schweiger interpretierten Lieder von Schubert, Schumann, Brahms, Mahler, Richard Wetz und Strauss auf Texte von Rückert.

Die zahlreich erschienenen Gäste nahmen das Gebotene dankbar an, war für alle doch die erneute Begegnung mit einem zu Unrecht vergessenen Dichter des 19. Jahrhunderts eine Bereicherung. Der Rückert-Aspekt der obengenannten Ausstellung ist anlässlich der Veranstaltung durch zahlreiche zusätzliche entliehene Exponate verstärkt worden. Die Leihgaben sind nur bis Ende Mai zu sehen. Es lohnt sich also, in nächster Zeit das Stadtarchiv Erfurt aufzusuchen.