Erweiterung der Gas- und Dampfturbinenanlage in Erfurt-Ost

27.07.2012 08:34

Bis 2020 soll der Anteil an Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) in der Bundesrepublik auf 25 Prozent erhöht werden.

Das Verfahren zeichnet sich durch umweltfreundliche Erzeugung von Strom und Fernwärme und einen hohen Brennstoffausnutzungsgrad aus. Als umweltfreundlich orientiertes Unternehmen betreibt auch die SWE Stadtwerke Erfurt GmbH eine solche Anlage: die Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) in Erfurt-Ost. Dort werden durchschnittlich 450 GWh Strom pro Jahr erzeugt. Um der Nachfrage nach umweltfreundlich erzeugtem Strom gerecht zu werden, plant die SWE Energie GmbH die Erweiterung der 1999 in Betrieb genommenen Anlage um eine weitere Gasturbinen-Abhitzekesseleinheit.

Der erste Schritt ist getan. Nach einer europaweiten Ausschreibung setzte sich die Gasturbinentechnik von Siemens durch. Die Gasturbine SGT-700 von Siemens wird Strom mit Erdgas als Brennstoff mittels einer Verbrennungstechno­logie nach dem neuesten Stand der Technik (LOW-NO X-Brennkammer) erzeugen. Der von der Gasturbine angetriebene Generator wird im Siemens-Generatorenwerk Erfurt hergestellt.

Am 26. Juli unterzeichneten Norbert Schneider, Geschäftsführer der SWE Energie GmbH, und Dr. Markus Tacke, CEO der Business Unit Industrial Power bei Siemens Energy, den Vertrag zur Lieferung einer Gasturbine, einschließlich Instandhaltungsservice. Im Sommer 2013 soll die Gasturbine geliefert werden. "Damit ist ein erster wichtiger Meilenstein für die Errichtung der Neuanlage gelegt, um die umweltfreundliche Stromerzeugung mittels Kraft-Wärme-Kopplung für die Landeshauptstadt Erfurt auf über 600 GWh pro Jahr zu steigern. Damit wird der in Erfurt benötigte Strom zu 65 Prozent mittels Kraft-Wärme-Kopplung in eigenen Anlagen erzeugt ", freut sich Peter Zaiß, Geschäftsführer der Stadtwerke Erfurt Gruppe.

Anders als typische konventionelle Kraftwerke, die in Deutschland einen Großteil des Strombedarfs abdecken, erzeugen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen nicht nur Strom, sondern geben auch Wärme ab. "Dadurch wird Brennstoff eingespart, wodurch sich auch die CO 2-Emissionen erheblich verringern. Im Vergleich zu einer getrennten Strom- und Wärmeerzeugung in vergleichbaren hochmodernen Anlagen fällt bei einem KWK-Prozess ca. ein Drittel weniger Kohlendioxid an", erklärt Norbert Schneider, Geschäftsführer der SWE Energie GmbH, das Verfahren. Knapp 40 Millionen Euro wird das Tochterunternehmen der Stadtwerke Erfurt Gruppe in die zukunftsweisende Technologie investieren. Mittels der neuen Gasturbinen-Abhitzekesselanlage und eines Wärmespeichers soll der Stromoutput um 150 GWh gesteigert werden.

Die Siemens-Gasturbine vom Typ SGT-700 ist eine Zweiwellenmaschine und erreicht eine elektrische Leistung von 31 MW sowie einen Wirkungsgrad von 36,4 Prozent im Grundlastbereich. Sie hat eine moderne Verbrennungstechnologie bei sehr hohen Verbrennungstemperaturen und niedrigen Schadstoffemissionen.
"Beim Bau und der Erneuerung verschiedener Kraftwerksanlagen waren die Stadtwerke Erfurt und Siemens bereits in der Vergangenheit sehr gute Partner", sagte Dr. Markus Tacke. "Wir freuen uns, mit diesem weiteren Auftrag die Zusammenarbeit fortsetzen und vertiefen zu können."

Noch in diesem Jahr ist geplant, mit dem Bau des neuen Maschinenhauses zu beginnen. Auf einer Fläche von ca. 40 x 40 Metern wird damit Platz für die dritte Turbine einschließlich Abhitzekessel und Nebenanlagen geschaffen. Zusätzlich wird ein Wärmespeicher für anfallende Überschussfernwärme errichtet. Der Speicher hat einen Durchmesser von 20 Metern und eine Höhe von 25 Metern. Das Füllvolumen liegt bei ca. 7.000 Kubikmetern. Mit dem Wärmespeicher wird es möglich, die Stromerzeugung vom Wärmebedarf der Fernwärmekunden zu entkoppeln. Damit kann Strom auch kurzfristig bei Bedarf bereitgestellt werden, ohne die erforderliche Wärmeabnahme im Netz - innerhalb von 15 Minuten.

Voraussichtlich Anfang 2014 soll die neue Turbine in Betrieb genommen werden. "Mit der Erweiterung der Anlage können wir die Brennstoffausnutzung sogar bis auf ca. 90 Prozent steigern und die Strom- und Wärmeproduktion von einem Standort aus noch effektiver gestalten. Außerdem können wir flexibler auf den Bedarf reagieren", erläutert Norbert Schneider die Vorteile der Erweiterung.