Aufführung der Kinderoper "Brundibar" im Erinnerungsort Topf & Söhne

10.04.2014 13:49

Über mehrere Wochen hinweg haben 16 Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Grundschule eifrig geprobt, die Rollen einstudiert und gemeinsam mit ihren Eltern und Lehrern Kostüme und Bühnenbild entworfen. Am Montag, dem 14. April, 17 Uhr, ist es dann soweit, die 1938 entstandene Kinderoper des jüdischen Komponisten Hans Krása wird von ihnen im Erfurter Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz, Sorbenweg 7, erstmalig aufgeführt.

Eine Kindergruppe, stehend und sitzend. Einige schauen durch ein Fenster, welches sie in den Händen halten. Ein Kind trägt eine Katzenmaske.
Foto: Bei der Probe für "Brundibar" im Erinnerungsort Topf & Söhne Foto: © Erinnerungsort Topf & Söhne

Unter der musikalischen Leitung von Grit Kummer und Sarah Scott (Regie) singen die Grundschüler die Geschichte der Kinder und Tiere, die den Bösewicht "Brundibar" besiegen.  Cristina Potcovaru und Gundula Mantu vom Erfurter Kammermusikverein begleiten an Klavier und Violine.

Uraufgeführt wurde die Oper 1941 im jüdischen Kinderheim in Prag. Nachdem der  Komponist Hans Krása 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert worden war, schrieb er das gesamte Werk, die Partitur, die Zusammenstellung der Stimmen aus dem Gedächtnis erneut auf. Das KZ Theresienstadt war von den Nationalsozialisten ausgewählt worden, um der internationalen Öffentlichkeit  ein scheinbar normales Leben der Juden in den Konzentrationslagern  vorzutäuschen. Zu diesem Zweck wurde dort ein Propagandafilm im Stil einer Dokumentation gedreht, in dem auch  Ausschnitte der Kinderoper zu sehen waren. So sollte verschleiert werden, dass Hunger, Krankheit und Mord im KZ Alltag waren. Für die Darsteller und Zuschauer bedeutete die Oper, die insgesamt 55 Mal in Theresienstadt aufgeführt wurde, tatsächlich so etwas wie Ablenkung von der harten Wirklichkeit. Sie gab ihnen ein Gefühl von Solidarität. Die Rollen mussten aber immer wieder neu besetzt werden, weil die jungen Darsteller in Vernichtungslager weiterdeportiert und dort ermordet wurden. Auch Hans Krása überlebte den Holocaust nicht.

Die Schülerinnen und Schüler der Evangelischen Grundschule kommen mittels der Oper zum ersten Mal mit der Thematik des Nationalsozialismus in Kontakt. Dabei werden sie behutsam von den Pädagoginnen der Schule  und den Mitgliedern des Kammermusikvereins begleitet. Um mehr über die jüdische Geschichte zu erfahren, nehmen die Kinder im Rahmen ihres Schulunterrichts auch an thematischen Kinderstadtführungen teil.

Die Aufführung wird ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der Sparkassenstiftung Erfurt, der Buchhandlung Hugendubel und des Förderkreises Erinnerungsort Topf & Söhne.

Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.