LZT-Publikation von Annegret Schüle zur Rolle der Firma Topf & Söhne im Holocaust erschienen

15.07.2014 10:38

75 Jahre, nachdem die Firma J. A. Topf & Söhne 1939 die ersten transportablen Leichenverbrennungsöfen für die Konzentrationslager entwickelte, ist in der Schriftenreihe der Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen (LZT) der Band „J. A. Topf & Söhne. Ein Erfurter Familienunternehmen und der Holocaust“ erschienen. Die Autorin Annegret Schüle erforscht das Thema seit zwölf Jahren und ist heute Leiterin des von ihr maßgeblich aufgebauten Erinnerungsortes Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz.

Hintergründe und Fragen zum menschlichen Selbstverständnis

Ein Buchtitel mit einem Foto, auf dem zahlreiche Menschen abgebildet sind.
Foto: „J. A. Topf & Söhne. Ein Erfurter Familienunternehmen und der Holocaust“ Foto: © Landeszentrale für politische Bildung Thüringen

Schüle setzt sich mit Fragen auseinander, die nicht nur die Erfurter Stadt- und Industriegeschichte betreffen, sondern weit darüber hinaus die Grundfragen des menschlichen Selbstverständnisses berühren: Wie wurde ein Thüringer Traditionsunternehmen, das in der Weimarer Republik erfolgreich Bestattungsöfen für städtische Krematorien entwickelt hatte, zum direkten Auftragnehmer für die SS? Wer waren diese Kaufleute und Ingenieure, die in der Massenvernichtung einen zukunftsträchtigen Markt und eine technologische Herausforderungen sahen? Wie war es möglich, dass sich in der Betriebsgemeinschaft kein Widerspruch regte und selbst Arbeiter aus dem kommunistischen Widerstand zu Mitwissern und sogar Mittätern wurden? Der Band mit 110 Seiten und 48 teilweise farbigen Abbildungen basiert auf der umfangreichen Monographie zur Mittäterschaft von Topf & Söhne, mit der Annegret Schüle an der Universität Erfurt habilitierte.

„Nach zahlreichen Monographien und unseren landesspezifischen Quellenbänden über die Euthanasieverbrechen, die „Arisierung“, die Reichspogromnacht und die Deportation der Thüringer Juden ist diese neue Publikation eine wichtige Ergänzung unseres Angebots der historisch-politischen Bildung. Damit ist jetzt ein weiteres Kapitel Thüringer NS-Geschichte in einer Weise aufgearbeitet, die Schulen und außerschulischen Bildungsträgern einen schnellen Zugang ermöglicht“, so Peter Reif-Spirek, der stellvertretende Leiter der LZT.

Der Band ist im Erinnerungsort Topf & Söhne gegen eine Schutzgebühr von 3 Euro erhältlich.