Veranstaltungen in Erfurt zum Internationalen Gedenktag an die Opfer des Holocaust

20.01.2015 15:02

70 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz erinnern die Stadt Erfurt und ihre Bürgerinnen und Bürger mit einer Reihe von öffentlichen Veranstaltungen an das Leiden der Opfer, das Erbe der Täter und die heutige Gefährdung der Menschenrechte.

Seit 1996 ist der 27. Januar ein bundesweiter, seit 2005 ein weltweiter Gedenktag. 2011 wurde an diesem Tag der Erinnerungsort Topf & Söhne eröffnet. Warum die Zusammenarbeit dieses Unternehmens mit der SS so lange in der Stadt beschwiegen wurde und wie es gelang, einen Lernort auf dem historischen Firmengelände aufzubauen, ist Thema des Dokumentarfilms „Topf & Söhne. Erfurt“ von Ute Gebhardt.

Dieser Film wurde vom MDR in seiner Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ produziert und wird vor Ausstrahlung durch den Sender als Preview am 25. Januar um 17 Uhr im Erinnerungsort Topf & Söhne öffentlich gezeigt. Die Regisseurin und ihr Filmteam stehen im Anschluss zum Gespräch bereit. Vor der Filmvorführung lädt der Erinnerungsort um 15 Uhr zu einer thematischen Führung durch die Dauerausstellung mit dem Schwerpunkt „Zeugnis und Gedenkort. Die Krematorien von Auschwitz nach dem 27. Januar 1945“. Die Führung erläutert, wie die zerstörten Krematorien zu wichtigen Beweisen für die Verbrechen, aber auch zu Mahnmalen stellvertretend für die nicht vorhandenen Gräber der unzähligen Opfer wurden.

Am 26. Januar um 18 Uhr lädt die Jüdische Landesgemeinde Thüringen gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung zu einer Gedenkfeier „Wider das Vergessen“ in ihr Kultur- und Bildungszentrum am Juri-Gagarin-Ring 21 ein. Es werden der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Dietmar Herz zur Würdigung der Opfer, der Historiker Prof. Dr. Wolfgang Benz über den historischen Kontext und der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Prof. Dr. Reinhard Schramm über die aktuelle Bedeutung des Gedenktages sprechen.

Die traumatischen Erfahrungen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern begleiten die Überlebenden und oft auch ihre Nachkommen ein Leben lang. Wie nach der Rückkehr aus der Hölle weiter leben? Dies ist Thema des berührenden Filmporträts „Ein einfacher Mensch“, das von Jakov Silberberg erzählt, der als Häftling im jüdischen Sonderkommando in den Krematorien von Auschwitz-Birkenau die Leichen der Ermordeten verbrennen musste. Karl Fruchtmann, der Regisseur des mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Films, war selbst Häftling in Sachsenhausen und Dachau. Im Anschluss an die Filmvorführung am 27. Januar um 19 Uhr findet ein Gespräch mit dem Buchautor Andreas Kilian statt, der seit langem die Geschichte des Jüdischen Sonderkommandos in Auschwitz erforscht.

Das Erbe der Täter thematisiert Barbara Alberts ebenfalls preisgekrönter Spielfilm „Die Lebenden“. Der Erinnerungsort zeigt ihn am Donnerstag, den 29. Januar, um 18 Uhr in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung und lädt danach zum Gespräch mit der jungen österreichischen Regisseurin ein. Sie hat in dem Film ihre eigene Geschichte, die lange als Familiengeheimnis beschwiegene Mitgliedschaft ihres Großvaters in der SS, verarbeitet.

Sonntag, 25. Januar, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7

15 Uhr
Thematische Führung durch die Dauerausstellung „Zeugnis und Gedenkort. Die Krematorien von Auschwitz nach dem 27. Januar 1945“

17 Uhr
Preview „TOPF & SÖHNE. Erfurt“ von Ute Gebhardt in der MDR-Reihe "Der Osten – Entdecke wo du lebst". Gespräch mit der Regisseurin und ihrem Team

Montag, 26. Januar, Kultur- und Bildungszentrum der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Juri-Gagarin-Ring 21

18 Uhr
Gedenkfeier „Wider das Vergessen. Reflexionen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“. Es sprechen Prof. Dr. Dietmar Herz, Prof. Dr. Wolfgang Benz und Prof. Dr. Reinhard Schramm

Dienstag, 27. Januar, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7

19 Uhr
Filmvorführung „Ein einfacher Mensch“ von Karl Fruchtmann. Gespräch mit Andreas Kilian

Donnerstag, 29. Januar, Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7

18 Uhr
Filmvorführung „Die Lebenden“ von Barbara Albert. Gespräch mit der Regisseurin

Alle Veranstaltungen sind kostenfrei.