Ausstellungseröffnung im Stadtarchiv

12.01.2006 00:00

Heinrich Wilhelm Ludolf (1655 - 1712) - ein Brückenbauer aus Erfurt
Am 19. Januar 2006 um 17:30 Uhr wird in den Räumen des Stadtarchivs Erfurt, Gotthardtstraße 21, eine Ausstellung eröffnet, die an die Geburt eines bedeutenden Erfurters vor 350 Jahren erinnern will.

Am 30. Dezember 1655 ist Heinrich Wilhelm Ludolf, Spross einer einflussreichen Erfurter Familie, geboren worden. Er sollte Bedeutung als Begründer der deutschen Slawistik und als Verfasser einer der frühesten Grammatiken der russischen Sprache gewinnen.
Dieses Jubiläum ist für das Stadtarchiv Anlass, durch Gestaltung einer dem Leben und dem Werk Heinrich Wilhelm Ludolfs gewidmeten Ausstellung, an diesen Mann der Wissenschaft, der Theologie und der Diplomatie zu erinnern.

Archivalien aus dem Stadtarchiv Erfurt selbst, Bücher von und über Ludolf, die von mehreren deutschen Bibliotheken als Leihgaben zur Verfügung gestellt worden sind, und Bildmaterial zu den Stätten seines Wirkens und zu Personen, denen er begegnet ist, sollen Leben und Werk dieses großen Erfurters vorstellen.

Es trifft sich gut, dass die Universität Erfurt mit einem Kolloquium zum Thema "Fenster nach Russland. Heinrich Wilhelm Ludolf und die deutsche Russlandkunde" am 19. und am 20. Januar 2006 ebenfalls Ludolfs gedenken möchte. Mit einem Vortrag zum Thema "Ein großer Europäer aus Erfurt" von Prof. Dr. Holt Meyer von der Universität Erfurt wird das Kolloquium zum 350. Geburtstag von Heinrich Wilhelm Ludolf um 19 Uhr in unmittelbarem Anschluss an die Eröffnung der Ausstellung des Stadtarchivs eingeleitet werden, und zwar im Festsaal des Rathauses. So können die vom Stadtarchiv Erfurt geplante Ausstellung und die Veranstaltungen der Universität einander ergänzen. Die Ausstellung soll auch nach deren Beendigung noch zu sehen sein. Sie wird nämlich bis zum 31. August 2006 in den Räumen des Stadtarchivs Erfurt gezeigt werden.

Ein Ziel der Ausstellung ist es, Ludolfs Herkunft aus einer bedeutenden Familie der Stadt Erfurt, deren Glieder beispielsweise die Hohe Lilie und den Sonneborn erbauten, zu verdeutlichen und seine Jugendjahre in Erfurt vorzustellen. Als 19-jähriger verließ er nach schweren Schicksalsschlägen seine Vaterstadt und ging zum Studium nach Jena. Danach gelangte er durch Vermittlung seines Onkels Hiob Ludolf als Mitarbeiter des dänischen Gesandten Christian von Lenthe in den diplomatischen Dienst und wurde in England ansässig. Diese Tätigkeit, seine Sprachbegabung und sein religiöses Interesse bestimmten fortan seinen Lebensweg.

Mehrjährige Reisen mit diplomatischen Aufgaben nach Russland und in den Orient, die in den neunziger Jahren des 17. Jahrhunderts stattfanden, bildeten die Höhepunkte seines Lebens. Zeitweilige Kontakte mit dem Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz und Freundschaft mit dem Pietisten August Hermann Francke in Glaucha bei Halle kennzeichnen seinen Umgang, wie Briefe in der Ausstellung belegen.

Während seiner Russlandreise begann er, die russische Sprache zu erlernen, doch bald wandelte sich diese Beschäftigung zu wissenschaftlichem Arbeiten. Dessen Frucht ist die 1696 zu Oxford in lateinischer Sprache herausgegebene erste Grammatik der russischen (Volks-)Sprache. Bei der späteren Orientreise verfolgte er neben den ihm aufgetragenen diplomatischen Aufgaben vor allem religiöse Ziele, da er die Verwandtschaft zwischen der russischen Kirche und den orthodoxen Kirchen des Orients und im Osmanischen Reich erkannt hatte.

Heinrich Wilhelm Ludolf starb am 25. Januar 1712.