Er ist trotzdem Känguru geblieben: Tommy, die zweite Känguru-Handaufzucht im Zoopark, lebt jetzt im neuen KangarooLand

16.08.2007 00:00

„Den geb´ ich nicht wieder her“, Susanne Meyer, Revierleiterin bei den Kängurus, hat Tommy ins Herz geschlossen. Tommy wurde - wie einige andere Tiere im Thüringer Zoopark auch - mit der Hand aufgezogen. Damals, vor vier Jahren, war es wichtig, die richtige Milch zu geben. „Kängurus vertragen keine Laktose“, berichtet die Revierleiterin, „und so waren wir froh, dass eine Tierpflegerin aus Australien uns die Milch geschickt hat.“
Nun ist Tommy, der zunächst im Brutkasten, dann auch in selbst genähten Beuteln aufgewachsen ist, kastriert und lebt zusammen mit den anderen Bennettkängurus in einer Gruppe. „Wichtig ist, die Tiere immer wieder ordentlich in die Gruppe zu integrieren“, weiß die Revierleiterin.
Im Thüringer Zoopark gibt es im neuen KangarooLand neben den Bennettkängurus auch die Grauen Riesenkängurus. Letztere ernähren sich normalerweise von Gräsern, die Bennetts von Gräsern, Kräutern, Knospen, Laub und Baumrinde. Im Erfurter Zoo gibt es zusätzlich natürlich noch Zwieback, Haferflocken, Wildtier-Pellets und die leckeren Kirsch-Schösslinge, die auf der Außenanlage wachsen. „Am Zwieback kann übrigens kein Känguru vorbei, ihn gibt es immer bei der morgendlichen Kontrollrunde“, berichtet Susanne Meyer.  Dennoch, einige Tiere sind ein bisschen scheuer, deshalb bekommen Elli und Winnie zur morgendlichen Beutelkontrolle die Leckerbissen mundgerecht hingeworfen. „Sobald ich mit dem Zwieback raschele, sieht man, wie die Ohren gehen, da kommen sie gleichen angelaufen.“
Auch Lukas, der Zuchtbock, war zunächst ganz scheu. Erst nach drei Wochen hat er sich eingewöhnt. Jetzt kommt er freiwillig zur Pflegerin und lässt sich die Nase krabbeln. „Überhaupt sind die Riesenkängurus, die von einer großen amerikanischen Farm stammen, viel scheuer als die Bennetts“, erzählt die Revierleiterin, „die Mädels allerdings sind gleich auf uns losgegangen. Das war wohl eine Mischung aus Angst und Warnung. Die Aufregung war aber zu verstehen. Sie waren lange im Flugzeug unterwegs, bei uns gab es ein neues Haus zu inspizieren und außerdem kannten sie ja kein Deutsch.“ Nach dem ersten gegenseitigen Beschnuppern ging es dann doch rasch raus aus dem Haus und ab ins Grüne, das neue weitläufige Gelände bietet ausreichend Platz zum Springen und ein Waldstück sorgt für den nötigen Schatten.  Wenn Susanne Meyer heute das Gehege betritt, macht sie sich rechtzeitig durch Pfeifen und Trällern bemerkbar, so können sich die ängstlichen Tiere auf den Besuch einstellen. „Man muss immer auf die Bedürfnisse der Tiere eingehen, das ist der beste Weg.“
Kängurus sind nämlich hochgradig erregbar. Auf der Flucht erreichen die Grauen Riesen Geschwindigkeiten bis  88 km pro Stunde. Dabei machen sie Sprünge von bis zu 13,5 m Weite und 3,3 m Höhe. Normalerweise leben die Tiere im offenen, teilweise mit Bäumen bestandenen Grasland in Südostaustralien und Tasmanien. Das Känguru ist übrigens das bekannteste Tier Australiens. James Cook hatte es dort 1770 entdeckt.