Mittelalterliche Mikwe in Erfurt

23.11.2007 00:00

In diesem Jahr wurde die mittelalterliche Mikwe, das rituelle Bad der jüdischen Gemeinde, durch Mitarbeiter des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Weimar freigelegt.

Heute wird nun der derzeitige Grabungsstand vorgestellt. Bisher kann als Ergebnis der Grabungen mitgeteilt werden, dass es sich um einen Bau des 13. Jahrhunderts mit einem inzwischen freigelegten Tauchbecken handelt. Außerdem wurden Reste eines Vorgängerbaus vermutlich des 12. Jahrhunderts freigelegt. "Damit ist der archäologische Befund über hundert Jahre älter als der erste urkundliche Beleg in den Steuerlisten der Stadt," freut sich die Gebietsreferentin des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Frau Dr. Sczech und erklärt, dass sich damit die Mikwe in die wenigen erhaltenen Beispiele jüdischer Ritualbäder aus dem Mittelalter in Deutschland einreiht. Die große Besonderheit in Erfurt besteht darin, dass sich aus der Blütezeit der mittelalterlichen Gemeinden in einmaliger Weise Bauten, wie beispielsweise Synagoge und Mikwe, Schriftquellen, wie unter anderem der Judeneid, die Thorarollen und Bibeln und Gegenstände der Alltagskultur, wie zum Beispiel der Schatz aus der Michaelisstraße überliefert haben.

Zum Schutz vor Niederschlägen und Frosteinwirkungen erfolgt nun eine Wintersicherung am freigelegten Mauerwerk der Mikwe. Sie wird frostsicher "verpackt", erklärt der Beigeordnete für Bau und Verkehr Ingo Mlejnek. Das heißt, nach Abdeckung der Befundlage wird eine Kiesfüllung im Raum der Mikwe bis zirka einem Meter über freigelegtem Fußbodenniveau bis zur Unterkante der Öffnung der östlichen Schildwand eingebracht, um Frostfreiheit der unteren Mauerabschnitte zu gewährleisten. "Die oberen Mauerbereiche werden mit wärmeisolierendem Material umhüllt und vor Nässe geschützt, damit auch sie keinen Schaden während der Winterzeit nehmen," so Mlejnek. Der Mikwenbereich erhält zudem eine Überdachung, wodurch anfallendes Niederschlagswasser vom Bau ferngehalten wird. Im kommenden Frühjahr werden die Grabungsarbeiten fortgesetzt, um auch die Randbereiche der Mikwe zu untersuchen. Über das Winterhalbjahr erfolgen erste Vorplanungen zur Gestaltung der bedeutenden mittelalterlichen Mikwe und ihres Umfelds.